Donnerstag, 31. August 2017

Meine Trekkingpermits

...meine beiden Permits, heisst, die Genehmigungen, im upper Mustang und in der Annapurna Conversation Area zu trekken, sind Bilder wert. Der aus dem Mustang ist sichtlich nicht bloss aus rutschigem Kopierpapier, sondern auf einem geschöpften, pergamentähnlichen Papier gestempelt worden. Sowohl in Mutkinath als auch in Ghorepani wurden die Ausweise unterschrieben und gestempelt - darum kümmerten sich aber Chhewang und Sanyia. Ich selbst finde die Blätter irgendwie abenteuerlich (@ Mama.) und wertvoll.
Schade nur, dass vor allem im Mustang das viele Geld, die 600$ welche wir hinblätterten, weder in die eigentlich zum Unterstützen gedachte Gegend, nämlich den Mustang selbst und seine Bewohner geht noch in fällige Bauunternehmen (es müsste sooo viel repariert, verbessert und wieder neu gebaut werden nach Monsun- und Erdbebensommer wie diesen!) gehen. Alles Geld, was wir Trekker und vom Land nehmenden Reisende bezahlen um da durch wandern zu dürfen bleibt in Kathmandu, der "alles fressenden" Grossstadt. So unglaublich ungerecht und schade - dass diejenigen, welche uns durch das Land leiten und uns beherrbergen, nichts von dem bekommen, was wir dafür eigentlich bezahlen...🙁

Annapurna Conservation Area 

Upper Mustang 

Mittwoch, 30. August 2017

TREK nach Ghandruk


30.8.- 6:30 Uhr. Die Haus-Oma klappert (war abgemacht) an unsere Zimmertüre. Wir gehen nach unten und bekommen eine wunderbare Sicht auf die Gipfel Annapurna south und den Macchupuchare geschenkt, welche über den noch im Schatten liegenden Berghängen hervorstechen. Herausragend ist das treffenste Wort, grandios, wunderschön, schneebedeckt und pfeilspitz weitere passende Begriffe. Besonders der Macchupuchare ist sehr scharf, fast meint man, er sei mit seinen 6600m höher als die Annapurna (8002m)!
Sanyia und ich stehen zwischen den Locals vor dem Haus und schauen, dann lege ich mich noch einmal eine Viertelstunde hin da ich am Vorabend erst sehr spät einschlafen konnte...
Wärend dem Steilen Abstieg zum Fluss Komrong Khola habe ich irgendwie, wie am Vortag, das Gefühl der Übelkeit. "I am pregnant Sanyia", witzle ich und sie starrt mich mit grossen Knopfaugen an. "I did not know...!", beginnt sie und stimmt in mein Lachen ein. Ich wende den alten Mandeltrick an: gegen Übelkeit hilft es mir manchmal, ein paar Mandeln langsam nacheinander zu knabbern - und so wird es tatsächlich besser (müsst das mal ausprobieren!).
Nach der Flussüberquerung (und ich vergeblich versucht habe, wärend dem Laufen {!!?} meine Unimodule zu buchen bis ich realisiert habe dass es in Zürich erst fünf Uhr früh ist und die Module dann noch nicht aufgeschaltet sind😂) beginnt ein eckliger, schweisswassertreibender Aufstieg von einer guten Stunde (!!) bis nach Komrong Danda. Dort setze ich mich hin, warte bis sich meine Schweissgewässer zur Ruhe gelegt habe und stürze erst einmal einen Liter Wasser. Wie immer, wenn ich in meinen Trekkingshorts ankomme bei Locals blicken die Frauen (zwar neutral, dennoch irgendwie etwas "verbissen") auf meine nackten Beine, dann zu mir hoch, und lächeln trotzdem. Ich bin weiss und darf das, scheinen sie zu denken.
Da wir hier wieder gleich hoch sind wie in Chomrong (hätte es doch eine groooosse Hängebrücke vom einen zum anderen Berg gegeben..😫) fröstle ich bald wegen dem Schwitzen und dem Wasserverlust des Körpers (der Körper braucht Flüssigkeit für eine schützende Temperaturregelung🌡).
Bei der kurzen Pause spüre ich plötzlich einen stechenden Biss an meinem Schienbein. Schnell spicke ich den grösseren Blutegel weg, welcher sich schon an mir vergreifen wollte - es blutet gleicj sehr stark, wenn auch nur ein kleines Beisserchen, denn die Blutegel finden die "Blut-Locations" sehr leicht!
Nach dem der Kerl weg ist, juckt es sehr stark - auch ein harmloses Merkmal dieser "Lychies"!
Auf dem Weiterweg treffen wir häufiger Wasserbüffel an als davor - Sanyia hat ziemliche Angst vor ihnen da sie offenbar mal etwas heftiger angeschubst wurde auf einer Trekkingtour... 🐃
Ich versuche es einfach mit dem Gedanken, wieder wie damals im Schwarzwald oder in Kanada auf der Farm zu sein und dann ist die Angst weg - da bleibt bloss der wichtige Respekt. Mit einigen "Schhht"s oder "Heoo!" lassen sich die Tiere von den Wegen verscheuchen und so kommen wir bis Ghandruk durch, auch wenn das letzte Stück leider durch Verkehrsregelung so verlief, dass wir hinter den dicken schwarzen Hintern bleiben mussten...:)
Ghandruck ist wieder grösser und bewohnter als die vorherigen Dörfer - auf dem Einmarsch unter dicken Baumdächern und zwischen vielen Mäuerchen und Gärten (!) kommen uns einige Schulkinder entgegen und ein kleines Mädchen entdeckt die Kette, welche mir meine Mutter auf die Reise geschenkt hatte und welche ich nun seit 6 Wochen immer trage. Ich spüre förmlich, wie sie in ihrem Köpfchen sämtliches Englisch zusammenkrümelt und dann sprudelt es aus ihr heraus: "Your collar is veeeery nice!"
Ich freue mich sehr an diesen Kindern.
Das Mittagessen ist schwächlich - für beide, Sanyia und mich. In meinem Essen ist das Gemüse noch ganz schmutzig und bräunlich, Sanyias Kartoffelsuppe ähnelt einer Mehl-Boullion. Sie kann nicht essen, ich versuche es - immerhin wurde es abgekocht und Keime sind nicht mehr drin - doch danach sind wir dennoch sehr froh, angekommen zu sein! 🏆
Nach dem (heute nach all dem Klettern und Schwitzen dringend nötigen) halbwarmen duschen kann ich - endlich, nachdem die Uni-Seite den Systemzusammenkracher in der Schweiz behoben hat - meine gesamten Module buchen. Ich kann es selbst fast nicht glauben- da sitze ich vor den Bergen des Himalayakammes und buche zwischen faulem Essen, kalten Duschen, Blutegeln und Wasserbüffeln mal eben meine Uni-Kurse!
Was für ein Spass - doch jetzt wird noch nicht an Schwedisch, Edda, Linguistik und Kafka gedacht - erst gehen Sanyia und ich in einem kleinen Hinterhof traditionelle Gurung-Trachten anziehen und lassen uns fotografieren. In dem kleinen Café fällt mir noch eine Knigge ein, welche ich den allenfalls interessierten Zukunftstrekkern und meinen Freunden zusenden will: ihr könnt in Nepal nicht erwarten, eine Speisekarte oder gar die Frage nach dem Wunsch erwarten... Es ist grundsätzlich so, dass man reinkommt in die "dining hall" = ein Raum mit 2,3 Tischchen wo in der Regel Ketchup, die typische grüne Chillisauce, Zucker, Salz&Pfeffer und ein Gestell mit allem möglichen Besteck steht - und natürlich die dreieckig gefalteten Servietten, welche so klein sind, dass man sich damit einen einzelnen Fingernagel putzen kann ;)
Man kommt also rein und es könnte sein dass man erst einmal eine halbe Stunde in Ruhe sitzt - dann irgendwann ruft die Lust nach Kaffee *-hust-braunemWassermitNescafé* und man geht mal nach den Hausherren suchen. Sie sitzen dann meistens zusammen mit Familie und Nachbarn, einem Kind, vielleicht einem Katzenwurf oder so in der Küche und haben es in der Regel ziemlich lustig :)


Machhapuchhre und die Annapurna south im Morgenlicht - wahnsinn! 

Der Saum des Himmels (stückweise - da unfassbar!) 

Unser Annapurna-Loop 😊

Fascht draufgsesse bini....;)

Ghandruk

Sanyia und ich in der traditionellen Gurung-Kleidung


TREK nach Chomrong

29.8. • und weiter gehts heute! Wir verlassen Tadapani um 8:00 Uhr und folgen dem steinigeren Weg nach unten, durch dicken Dschungel und Nebel (aber heute ohne Regen!). Bei der Abzweigung nach Ghandruk nehmen wir aber die andere Seite nach Chomrong. Die Heissen Quellen, wie wir später erfahren, sind jetzt in der Monsunzeit durch Erdrutsche leider zerstört worden und "unbebadbar", doch das macht nichts. Die Strecke geht erst ca 2 Stunden abwärts, wobei ich meine Unterschenkel ziemlich zu spüren beginne, dann, nach einer Hängebrücke bei Gurajon, kommen wieder Stufen nach Oben. Durch meine Hörbuchtaktik macht es mir nicht viel mehr aus, inzwischen ist auch irgendwie etwas Gewohnheit eingekehrt... "Up and Down, Step by Step" - und wie im Mustang kombiniere ich die schnelle Atmung mit den Schritten nach oben - so geht es!
Irgendwann, als ich mich nach knapp 2 weiteren Stunden schon Chomrong nähere, ein besorgter Anruf von Sanyia. Ich hatte sie wieder einfach zurückgelassen! Schnell nehme ich ab, mit ziemlich schlechtem Gewissen. "I'm just worried about you!", sagt sie. "Wait for me there!"
Also gehe ich nach Chomrong, einem typischen Gurung-Dorf (bestehend aus ca 3 Lodges und 4 Familienhäusern) und setze mich auf den Vorplatz unserer (wie ich vermute) Lodge. Sanyia kommt, im Schlepptau eine Deutsche welche zum Annapurna Basecamp (gleicher Haltepunkt, nur nach oben) will. Gleicher Ablauf, immer wieder: man sagt in Englisch Hallo und den Namen, DANN, wo man am Vortag gewesen ist, DANN, wo man hintrekt, DANN wie lange man in Nepal ist, DANN was man studiert und erst am Schluss KÖNNTE man herausfinden, dass die Gesprächspartnerin ebenfalls Deutsche ist und lacht :) Man beginnt also immer mit dem Moment, man IST in Nepal - und wo die Welt einen beherrbergt ist vorerst einfach kein Gedanke, nicht Thema. Bis eine Gemeinsamkeit aufkommt, die einen verbindet... 💛
Sanyia ist mir zum Glück überhaupt nicht böse für meine grösseren Wanderschritte - sie will bloss ihren Job gut machen denke ich!
Nach dem Mittagessen ist mir plötzlich sehr schlecht. Es fühlt sich nicht "krank" an, mehr nach einer Nahrungsmittelvergiftung, doch Sanyia hatte ebenfalls die Chicken-Soup und spürt nichts. Nach einer lauwarmen Dusche gehe ich also zu Bett und finde über Youtube, bevor ich etwas döse, eine wunderbare Sängergruppe Schwedens, welche ich kurz, um es "gesagt zu haben" nennen will - "Vokalensemblen Urkraft" 🇸🇪☺
Und nun schnell wieder nach Asien, keine Abschweifungen mehr Lena! Als ich mich wieder aufraffe um ein Kaffee zu trinken, erkenne ich wieder einmal die niedrige Bildung hier, vor allem der Frauen... Die wenigsten verstehen Wörter wie "restaurant", auch wenn es gross und fett (handgemalt - immer!) an der eigenen Lodge steht. Wenn man also fragt, ob denn das Restaurant offen wäre und man sich etwas hinsetzen könne, passiert es oftmals, dass das Mädchen mit "Eeeh No." antwortet, und im Moment wo man weiterlaufen will, kommt nochmal jemand hinter einem her und fragt: "Do you want Coffee Ma'am?"
Ich sitze fast zwei Stunden in einem kleinen Teehaus auf dem Hügel, welches ich nach einer steilen Steintreppe gefunden habe. Eine süsse Kindertasse mit Pulverkaffee macht mich inzwischen schon sehr glücklich - vor allem weil ich meine Beine heute doch etwas mehr spüre. Und Fersensporn, wie im Mustang (autsch!!- gemeine Sache!), nur jetzt am anderen Fuss 😂 das wird sich zuhause, wenn die Schuhe nicht mehr so dicht sitzen (AllStars, Sneakers, Moccassins...!!*vorfreu*) alles wieder legen!
Ich schreibe lange Tagebuch - denke, schreibe, schaue raus, denke, schreibe... und immer wieder mache ich kleine Skizzen und Tabellen, über Leben und Zeit, Studien, Theorien, Vorhaben und BucketListen... es tut gut, dass ausser mir nur eine Nepali auf einer "Britsche" liegt, denn auch wenn das Zusammenkommen und Aufeinandertreffen mit anderen Trekkern und Locals sehr schön ist, bin ich hin und wieder gerne etwas alleine... Sanyia lässt mir da sehr, sehr viel Freiraum! Wenn ich runterkomme - oft etwas im Bedenken dass sie sich vlt langweilt - finde ich sie meistens auf dem Platz hockend vor, mit den Kindern spielend, mit den Familien quatschen (das verstehe ich dann jeweils nicht - ich kann immer noch kein Wort Nepali^^) und dann rufen sie mich jedesmal fröhlich zu sich - dann kann ich die frisch geschälten Kartoffelm mit Chillisauce probieren oder (das war super!) süss schmeckende, geröstete Maiskörner.
Manchmal bin ich etwas verlegen, wenn die Mutter ("Didi") etwas auf Nepalesisch sagt zu Sanyia und dabei merklich MICH meint und ansieht, denn dann weiss ich nicht genau, was sie meint oder was sie von mir denkt. Doch Sanyia, so kenne ich sie, würde sofort übersetzen, wenn es mich direkt betreffen würde! Oft sind es einfach Bemerkungen zu Blonden Haaren, heller Haut oder meiner Grösse - wie mal erwähnt sind die Nepalesen alle sehr klein, höchstens 1.60m. 👯

Was hier im Annapurnatrekking sehr schön ist: dass mein Guide und ich zusammen essen, dass sie mir nicht immer zuerst serviert und selbst erst essen (darf) wenn ich versorgt bin. So war das im Mustang, Chhewang und die Träger, alle haben immer erst spät gegessen, ohne uns, in der Küche... Teetrinken mit "den Gästen" war alles mögliche irgendwie - und dann sind sie alle verschwunden.
Hier habe ich fast mehr Kontakt durch Sanyia, mehr Alltag und Normalität, ich bin weniger Tourist oder Trekker, nicht Gast oder Reisende - ich darf einfach hier sein! Auch fühle ich mich nicht gross als "Permit-Träger", auch wenn ich einen habe mit meinem Passfoto drauf - aber es fühlt sich nicht wie im Zoo oder mit einem Billet im Kino an. Er ist einfach dabei, in Ghorepani wurde er unterschrieben wie in Muktinath damals - aber in einer Ruhe und Gelassenheit, keine Musterung oder Nachfrage!
Gemütlich sitzen Sanyia und ich gegen Abend vor der Hütte mit den 2 Hunden und einer Babykatze, welche kaum Haare hat (krank?) und sich in meinem Arm einkringelt. Sie ist klein, leicht und zierlich - und ich liebe es, diese kleine Katze zu beschützen und zu streicheln... 💜
STEPS😢

Abends ein Regenbogen! Es war Sanyias erstes Mal, dass sie zwei gesehen hat🌈 Zusammen sassen wir vor dem Haus und haben die Farben gezählt: violett, dann blau, grün, gelb, orange, rot und zuoberst ein Hauch rosa...♡

Himmel über Chomrong abends...


Dienstag, 29. August 2017

TREK nach Tadapani


28.8.17 • Als wir am Morgen aufwachen (ich hatte mich in der Nacht runtergeschlichen und im Gemeinschaftsraum eine Wolldecke geklaut, so kalt war es!) regnet es immer noch in Strömen. Weder der Koreaner nocj die Italiener waren für den "Sonnenaufgang" auf dem Poon Hill - der Aufstieg wäre bei dem Rutschigen Wetter gefährlich gewesen und oben hätte man noch weniger gesehen als hier unten!
Loslaufen müssen wir dennoch - und so packen wir alles Mögliche in Plastik und Schutzhüllen und uns selber in Regenjacke und -Hosen. Obwohl wir alle am Liebsten noch abwarten würden sagen unsere Guides: No stopping rain today. 😣
Also Los - Richtung Tadapani!
...Zeit, etwas zu erzählen: gestern, als ich mein Facebook abrief, fielen mir die Geburtstagsglückwünsche auf Sanyias Chronik auf. Hatte sie echt Geburtstag und mir den ganzen Tag nichts gesagt? Schnell spreche ich sie darauf an als sie zur Lodge kommt - doch sie lacht! In Nepal wissen die wenigsten, wann sie geboren wurden. Regensaison, Trockenzeit; so viel kann man noch sagen! "There is just any date on Facebook", erklärt sie. "I was born in the end of summer!"
Dass ich ihr genau meinen GeburtsTAG, -Zeit und Ort nennen kann findet sie "bombass"!
Wir laufen los, nach 1h bin ich nass bis auf die Knochen! Meine Regenhose (aus der Kinderabteilung im Manor) und insbesondere die Hanwag-Trekkingschuhe sind aber auch "bombass", weder Blutegel noch Nässe gelangen durch, auch wenn die Schuhe sich von oben gesehen schwarz gefärbt haben vor Wasser!
Wir laufen - wie immer getrennt - erst etwas bergab und dann wieder mit einigen Stufen durch den Dschungel bergauf, wobei sich Sanyia 7 und ich nur eine einen Blutegel einfängt. Die schwarzen Biester sind klein, bloss ca 3 cm lang - doch wenn sie sich einmal strecken und nach Halt suchen, dann können sie ganz schön lang, fast drahtig werden!
Es regnet durchgehend, es schifft, haut, schlägt! Mein Faserpelz welchen ich unter der Regenjacke trage ziehe ich bald aus, da ich darunter mit dem Hochlaufen viel zu fest schwitze!
Mit der Zeit (ich will irgendwie keine Pausen machen, da ich mir immer einrede: lieber schneller ankommen!) nervt mich alles. Scheiss Bäume, Scheiss Nepal, Scheiss Blutegel, Scheiss Berge...
Dann aber, irgendwann, komme ich in Tadapani, einem wunderschönen Dörfchen inmitten Zweier grüner Bergrücken an und setze mich erst einmal für einen Schwarztee in eine Lodge. Die Kamine werden erst gegen Abend eingeheizt, deshalb kann ich meine Sachen noch nicht trocknen, jedoch warte ich gemütlich und - wer hätte es anders gedacht - froh, im Trockenen zu sein, auf Sanyia. Wärend sie ihre ganzen Blutegel an den Boden spickt und ich den Tee weiter trinke, kommen Suppe und Eier und wir besprechen kurz wo wir 1. Schlafen und wohin wir morgen weiterlaufen werden. Chomrong, also die etwas ausgedehntere, weitere Loop-Route, welche uns dafür aan die Hot Springs in Jhinu führen.
Als wir im Hostel 'Super View' ankommen bin ich noch einmal über die Schönheit der einfachen Zimmerchen verwundert. Wieder sind unsere Betten im Erker und die Fenster "umhüllen" sie quasi. Eine Belohnung!
Keine Belohnung ist leider die Dusche: es würde 2h dauern, das Wasser für eine "hot shower" (300Rupees) zu erhitzen - und so wasche ich meine Haare kalt - brrrr! Aber so ist das hier eben ;)
Die Sonne tritt nun über den Hügeln hervor und taucht den geselligen Vorplatz (nach und nach kommen auch die Spanier, Italos und der Koreaner an, die meisten von ihnen gehen aber weitet runter schon nach Ghandruk, da sie den kürzeren Trek machen) in Wärme.
Sanyia hat mal wiedermal ein Baby gefunden, welches sie beglückt (ich sage ihr dann immer "you will be a good Mum some day!" Und dann lächelt sie) und spielt mit ihm, wärend die beiden Hausmänner getrocknetes Büffelfleisch in kleine Stückchen hacken. Es verbreitet sich gleich der salzig-fettig und irgendwie faule (auch wenn das Fleisch essbar ist) Geruch über den Platz, welchen ich schon gut aus dem Mustang kenne! Dieses Fleisch ist aber erst gekocht geniessbar, wird mir erklärt und als ich frage, welche Körperteile denn das sind sagt er: "Everything is that!" 🐃
Wir verbringen den Nachmittag mit den Lokals, ich zwischendurch noch auf einen Kaffee mit dem Koreaner Marco (seinem Spitznahmen) auf einen "Kaffee" ☕
Die Menschen hier "unten", so realisiere ich immer mehr, sind sehr viel mehr am Tourismus orientiert als im Mustang. Bei jeder Lodge, bei jeder kleinen Hütte am Weg (und es gibt soo viele mehr als im Königreich) kommen die Standartfragen: "You wanna drink something, you need break, you travel alone, where you from?" Und so sehr mich diese "erlernten", geldheischenden Fragereien stören und ärgern - man muss freundlich bleiben. Es ist ein buddhistisches Land, eine religiöse und hochkulturelle Gegend, da wird keine Missbilligung entgegengenommen. Ein freundliches "Nein Danke" ist also OBERSTE Knigge!
Mein Nachmittagsgefühl in Tadapani sehr gut und sicher, ohne Gedankendruck und Leeremomente (welche ich sehr fürchte). Er geht schnell vorbei und abends, als wir in den Betten liegen ist Sanyia lange wach - wärend ich ein Loch unter dem Fenster an meinem Kopfende stopfen muss, wo es unerbittlich reinwindet (es pfeift mir sozusagen im Schlaf um die Ohren!). Unendlich viele Mücken und Fliegen schwirren um die kleine Glühbirne und ich möchte gar nicht unter dem Bett nach weiteren Mitbewohnern sehen...🕷🐜


Tadapani bei Sonne

Unsere Belohnung - die Kleinen Zimmergenossen könnt ihr ja nicht sehen und hören, also geniesst die Aussicht :)

Sanyia & ihre mütterliche Seite ♡

Händegefährdendes Büffelfleisch verarbeiten
"To define is to limit..."


Bei Sonnenschein fällt das Lächeln wieder leichter


Sonntag, 27. August 2017

TREK to Ghorepani (2850m)

Eigentlich wollte wir ja um 6:00 aufstehen und um Sieben loslaufen, doch als um Sechs Sanyias Handy stresst, landen unsere beider Hände auf der Snooze-Taste und wir pennen weiter bis 7:15 Uhr. Die Hausbesitzerin holt uns ziemlich genervt aus den Betten ("They're so rude to us, no?"-Sanyia.)
Nach dem Frühstück (Eier Eier Eier...) laufen wir los Richtung Ghorepani, passieren dabei die Dörfer B und N - doch wie am Vortag laufen wir die gesamte Strecke getrennt. Da wir in Ulleri Abend und über Nacht keinen Strom mehr hatten, hat mein Handy bloss noch 9% Atmung und trotz Energiesparmodus ist ca eine Stunde vor Ghorepani schluss und ich kann keine "Tigermilch" mehr hören... Da merke ich erst, wie angstrengend ich es eigentlich finde, besonders wegen dem schweren (das Gewicht ist mir zum Trekken irgendwie einfach ungewohnt!) Rucksack. Die Treppen sind noch nicht fertig gewesen in Ulleri, es geht heute noch weiter!
Doch nun ist der Weg nicht mehr Bergell-ähnlich steinig und voller Steinhäuschen, sondern er schlängelt sich durch Dschungel, passiert Flüsse und überall sind kleine Waserfälle, verwachsene Baumstämme, sehr oft SIND die Wege und die Flüsschen ein und dasselbe und ich bete innerlich zu meinen Trekkingmonsterschuhen hinunter!
In einem Dorf, dass ich passiere, komme ich das erste Mal in etwas unangenehmeren Kontakt mit den Wasserbüffeln: ich sehen einen Büffel vor mir, grau-schwarz wie gewohnt, und eigentlich habe ich vor den Viechern keine Angst (und dummerweise auch keinen grossen Respekt, sonst hätte ich das Hörbuch ausgeschaltet um ihn besser beobachten zu können), doch plötzlich fängt er an, komische Knurrgeräusche und Drohungen mir entgegen zu machen. Ich bleibe also mal stehen und frage ihn höflich, ob ich denn was Falsch gemacht habe, was ich denn Gutes für ihn tun könne und ob er vielleicht etwas Rassistisch gegen Schweizer sei...? Ich sei auch eine ganz liebe und er sei so wunderschön wie kein Büffel jemals, ich würde doch einfach schnell vorbei gehen können?
Dann erst checke ich meine Scheisslage, denn hinter mir ist ein Zweiter Hornträger, welcher offenbar auf KEINEN FALL vorbei darf! "Der da hinten, der bleibt aber schön unten!!", knurrt der Büffel oben, lässt mich aber dann widder...ääh..wiederwillig vorbeihuschen. Sollen die das unter sich ausmachen, ich habe um Gotteswillen EINEN PERMIT! 😂
Im hübschen, erstaunlich sauberen Bergdorf Ghorepani warte ich auf Sanyia und wir kommen zum Mittagessen (3 Stunden heute nur, dafür auf-ab, meistens mit Stufen) in einem süssen Gasthaus unter, bekommen Suppe und Toast und nach einer abenteuerlichen (Mama..?) Dusche mit Gasflamme (geht locker bis 50°C!) schlafe ich erst einmal ein... als ich aufwache in meinem "Panoramabett", da es im Eck ist und rundherum Fenster -welche zwar alle Kälte reinlassen jedoch ist es einfach toll-, regnet es in Strömen. In Wasserfällen, Duschen, in "Mauern". Das spärliche Internet das wir haben wird vom Blitz gekillt und so gibt es einen Nachmittag voll mit Lesen, Denken, Schreiben und am Kamin sitzen mit einem koreanischen Kumpel und der 8-köpfigen Italienergruppe. Das ist so schön und gemütlich, doch am schönsten fühlt sich mein - sonst so ungekannter- innerer Frieden an, die Ruhe, Abwesenheit von innerer Hektik und Rastlosigkeit. Zeit darf plötzlich sein, es dürfen 5, 6 Stunden ohne Schaffen, Tun und Weiterkommen sein. Es ist einfach OK, da zu sein und zu bleiben - bis wir ins Bett gehen.
♡ 



Ghorepani ;)


Sitzen inmitten Italiener, Spanier, Nepalesen und einem Koreaner am Feuer :) 🏠

TREK to Ulleri (2000m)

25.8. • Am Morgen steigen Sanyia und ich, bepackt mit einem Kilo Äpfel, einem Pack gekochter Eier und einem Beutelchen Salz in den Bus in Richtung Nayapul. Dabei entscheiden wir, anstatt den ersten Trekkingteil der Strasse entlang zu laufen, eine Station weiter zu fahren und erst ab Birethani zu laufen. Die Busfahrt ist schrecklich. Der "Boy", also der Junge der das Geld einsammelt (so was wie Tickets gibt es nicht) steigt alle paar Meter wieder vom Fahrzeug, weil er da Tabak kauft, dort eine Schachtel Cola mitnimmt, dann noch Handyguthaben kauft, Obst auflädt....und dabei immer in einem auf eine unangenehme Art bekiffte oder beschwipste Art rumkreischt und gegen die Fahrzeugwand haut, oder aber mit den Händlern quatscht. "EH, BHANI!", ermahnt in Sanyia, wir würden ankommen wollen vor Mittag! Bhani bedeutet "Bruder" auf Nepalesisch (Didi würde Schwester bedeuten), man nennt sich so unter Freunden. Wunderschön wie ich finde, und weil ich die Bedeutung dahinter kenne weiss ich auch, warum Sanyia immer sagt, wenn uns jemand nach der Mission zweier so junger Mädchen fragt: "We're travelling as sisters!"
Von Birethani aus geht es, rauf und runter, Plattenwege durch grüne Vegetation, wie sie im Mustang nicht denkbar gewesen wäre! Vögel zwitschern und alles "tönt" irgendwie, nicht mehr so still wie im Mustang!
Schnell ist klar: Sanyia und ich haben komplett verschiedene Lauftempi. Sie bleibt schon nach einer Stunde weit hinter mir zurück - aber das ist wahrscheinlich mein Fehler, denn ich laufe aus Gewohnheit schnell. Zu schnell vielleicht - und ich trage sicherlich knapp 10Kilo (Träger haben wir wie gesagt keine). Was hätte ich denn noch in Pokhara lassen können? (Leseratte welche sich strikt gegen Kindle wehrt weil sie echtes Papier in den Händen halten will: Knausgård 5 wiegt viel😂)
Die Sonne brennt auf mich herunter und mittlerweile bin ich nass. Ich wusste nicht, dass ich so schwitzen kann...
Bei einer Kurve bestelle ich, bloss um die Ausrede fürs Schattennutzen habe, bei einer Nepalifrau einen "black coffee" und bekomme das schon erwartete bräunliche Wasser welches auch nach bräunlichem Wasser schmeckt. Zum Glück hatte ich in Pokhara bisschen Nescafépulver und Coffeewhitener gekauft - so lässt sich frisieren.;)
Sanyia kommt spät - und nachdem ich mich versichert habe, dass auch sie während dem Laufen eher still ist und es ihr nichts ausmacht, wenn wir getrennt laufen und ab und an aufeinander warten, gehe ich weiter.
In Hille, einem hübschen Bergdörfchen setze ich mich - nachdem ich mich unter einer Herde "Mulis" befreit habe - in den Schatten einer Lodge und trinke eine Cola ("you wanna cold?" - "Yes! I'll kill you if you give me a warm one!" ...Leider verstehen die Nepali kaum englisch wie schon einige Male angetönt, somit reicht es niemals für Sarkasmus und somit - naja das Wort "kill" sorgte für zwischenzeitliche Aufregung.😂)
Nach Mittagspause in Hille entscheiden Sanyia und ich, Tikethunga zu passieren und noch weiter zu laufen als für heute geplant - näher an Ghorepani ran! Und so steht fest dass wir das harte Stück des "Millenium Treks" (weiss noch nicht genau ob unsere Route so genannt wird oder nur das genannte Stück!) heute machen. Gut 3500 Stufen warten auf uns und knapp 1000 Höhenmeter dabei. Das Stück zwischen Tikethunga und Ulleri, wo wir hinwollen, besteht nur aus Stufen, der gehasste Part aller Trekker (lieber Kerl, der du diesen Teil geniessen konntest - fühle dich von meiner Teilnahmslosigkeit nicht gekränkt, ich bin nur real!).
Die Stufen sind unterschiedlich gross und klein, doch alle pferdesicher, sodass die Herden es auch schaffen können.
Ich verstöpsle mich mit "Tigermilch" von Stefanie de Velasco, höre ausser der Geschichte nichts und niemanden mehr, schnalle Rucksackmonster enger und stapfe nach oben. 1,2,3,...56,57,57....347,348,349,...1003,1004, 1005... 1300,1301,(manchmal habe ich Ehrgeizphasen)1303!,... 1678,(und dann fällt es wieder unglaublich schwer und die Welt bricht mir zusammen)1678,1678,1678....
Plötzlich beginnt es zu donnern und zu regnen, und ich setze mich nur kurz hin, packe Kamera und Handy in Plastik und den Rucksack in die rote Hülle.
Irgendwann kann ich fast nicht mehr, ich laufe seit knapp 2 Stunden, doch ich will keine Pause machen. Ich bin durchnässt - nicht von Regen, sondern vor Schweiss. Es tropft überall!
Endlich heisst es --> "Ulleri, 5min"
Oben angekommen schlurfe ich zu einer Lodge und als die Hausfrau mich sogleich "stresst": "Hello, we have room?", schaffe ich es - endlich!- geduldig zu bleiben und sage, ich würde gerne erst einmal ankommen!
Sanyia erreicht Ulleri 45min nach mir - ich bin inzwischen getrocknet und habe die Beine wieder etwas sortiert... Wir gehen in ein kleines Guesthouse, duschen, legen uns aufs Bett - und pennen nebeneinander ein.

19:00 Uhr- Sanyia ist erkältet. Die Klimaanlage in Pokhara hatte mir nichts ausgemacht, da ich davor im Mustang war - ziemlich sicher konnte ich mich abhärten! Doch sie schnupft und hat Halsschmerzen. Hoffentlich wird sie nicht krank, auch wenn Poon Hill keine gefährliche Region ist.
Doch mit dem Wunsch zu schlafen wird sie plötzlich "guidemässiger" und schlägt vor, was ich machen kann bis sie zum Abendessen runterkommt. Mir ist es ganz recht, da bin ich nicht heikel! Ich setze mich mit Taschenlampe und Buch in den unteren Stock, Strom geht noch nicht. Die kleinen Mädchen klettern jedoch flink die Wände hoch und nageln an Kabeln herum - damit die Glühbirnen zu brennen beginnen! Jetzt trage ich einen Faserpelz - es wurde doch sehr kühl!
Ich erkenne alles wieder: den Minimalismus, die sonnengebräunten, flachen Gesichter der Gastgeber, die Menuekarten, zerflettert und vergilbt. Es gibt Eggs, Potatoes, Chowmein (gebratene Nudeln), rice (fried-gerichte und Daal-Gerichte), soups (aber nicht mehr die von mir geliebten Thupkas und Thentuks wie im Mustang oben), Momos und - im Gegensatz zum Norden auch ca 2 "Salatversuche", von welchen man aber die Finger lassen sollte... Dann noch die "specials": rice pudding und curd in verschiedenen Formen und oftmals Apfelstrudel (von Gebäcken lasse ich auch die Finger, da sie oft sehr lange an der Strasse im Schaufenster an der Sonne gelegen haben). Teeauswahl (meine Wechsel zwischen Lemon Tea, Masala Tea {mit Milch und dem Masalagewürz} und Ginger Tea wiederholt sich hier unten wieder) - so schade hat hier niemand je was von Rooibos gehört, meiner Lieblingssorte!
...Knausgård will Bücher kaufen, Poems um genauer zu sein, da er Studieren wird und noch fast keine Poems gelesen hat! Same here - er lässt mich an meine bevorstehende Studienzeit denken. Wird es mir dabei gut ergehen? Habe ich immer noch Recht in meinem Glauben, dass ich genau richtig ausgewählt habe?
Ich freue mich sehr darauf, Studentin zu sein und auch wenn Basel und Freiburg wunderbar sind bin ich in Zürich sehr gut aufgehoben!
Ich denke an Sanyia, oben liegend und hoffentlich sich erholend von den Strapazen (das Mädchen klettert in blossen Sportschuhen und Leggins, als Hindu will sie keine kurzen Hosen tragen). Ich kann ihr bloss vorschlagen, dass ich alleine gehe und sie in Pokhara wartet (wenn sie morgen schlimmer aussieht und es nicht besser wird werde ich sie zwingen müssen, denn als Guide und in ihrem Bestreben wird sie nicht aufgeben!) oder wir den Zusatz-Abstecher Poon Hill und/oder den nach Chomrong weglassen....

Blick über das neblige Tal - wir steigen langsam wieder über 2000m...

Fliegen, Laufen, Rudern, Motorbike und Kino...

Phewa Lake im Abendlicht 

Garden Movies mit Chhewang ☆ 
Pokhara zum dritten... Zwei ganze Tage sind Saniya und ich in der zweitgrössten Stadt Nepals, welche ich nun schon ziemlich gut kenne - der Phewa See und der angrenzende Park, die gesamte "Lakeside" und die kleinen Gassen und Gehmeilen haben es mir viel mehr angetan wie Kathmandu. Auch wenn die Hauptstadt schneller zum "Zuhause" wird und Pokhara etwas länger "fremd" bleibt...
Am Abend nach dem Essen laufen Sanyia und ich noch gemütlich zum Phewasee und blicken auf das ruhige Gewässer raus. Die Boote treiben auf dem Wasser, Jugendliche sitzen am Ufer und lassen die Beine baumeln, auf der anderen Seite sieht man die Lichter der Häuser. Sie will wissen, wie viele Sprachen ich gerlernt habe und auch als ich ihr versichere, dass ich nicht einmal das Englisch richtig gut beherrsche und das Schwedisch noch am Anfang bröckelt ist sie immer noch der Meinung, dass ich hoch gebildet bin. "You are so smart!", sagt sie immer wieder. Ob ich Alkohol trinke, will sie wissen. Selten, gebe ich zu - und da erzählt sie, dass die Frauen hier erst und nur an der eigenen Hochzeit Alkohol trinken in der Regel.
Auch die Saris sind erst an der eigenen Hochzeit das erste Mal obligatorisch, rot ab diesem Moment!
Ob sie schon verheiratet wurde will ich wissen. "NO, of course not!" Offenbar ist es hier nicht so wie in Afrika zB, wo Mädchen mit 12, 13 verheiratet werden.
Ich will ausserdem wissen, ob sie verliebt sei ("Nooo" - grins) und sie sagt, dass ihre Eltern, falls sie einen Mann kennenlernt welcher auch der selben hinduistischen Gruppe, den Newar, angehört und gut zu ihr ist, ihr den Wunsch erfüllen würden und sie mit ihm verheiraten. Ansonsten entscheidet der Vater über das Liebesleben der jungen Frauen...
Ich erzähle von meiner Familie, erzähle von meinem Bruder ("Beschützt er dich auch? Wenn jemand gemein oder böse zu dir ist?", erkundigt sie sich - und ich bejahe. Auch sie hat nur einen Bruder) und meinen Eltern. Sie will wissen, wen ich lieber habe von den Beiden, sie würde es für sich behalten. Ich kann es ihr natürlich nicht beantworten und erzähle, dass es ein solches Denken und Bevorzugen für mich/uns gar nicht gibt...
Als unser Gespräch zu Grosseltern wandert schlägt sie vor, dass wir meine Grosseltern in die Schweiz holen und sie bei uns leben können - so könnten sie "becoming old in peace" und wir könnten ihnen helfen bei allem... In Nepal wäre dies der normale Ablauf. Erst wohnen die Kinder bei den Eltern und später die Eltern bei den Kindern - um Hilfe zu haben und keine eigene Hausarbeit. Dass für meine Grosseltern ein Umzug und Landeswechsel nicht infrage komme, konnte sie, so glaube ich, nur schwer nachvollziehen denn bei ihnen in Bhaktapur wohnen schon alle unter einem Dach zusammen.
Abends sagt Sanyia plötzlich: "You believe in ghosts?" Ähm- ich glaube an Sir Nicolas und den blutigen Baron, die Helena Ravenclaw und die Maulende Myrthe - aber sonst nicht an richtige Geister, nein.
Sie möchte gerne mit Licht an schlafen. Ich gebe mir Mühe, sie nicht anzustarren. Licht in der Nacht?!
Als sie im Bett liegt und ich lese schläft sie sofort ein - das Handy in der Hand. Als ich dann auch müde werde (2 Stunden später - vor zehn kann ich normalerweise nicht schlafen) lösche ich das Licht und öffne das belichtete Badezimmer. Nun flutet ein Lichtstrahl auf Sanyias friedliches Gesicht und verscheucht ihre bösen Geister - wärend ich etwas im "Nachtschatten" liegen kann :)

24.8. Morgens der Schock: sowohl meine Regenjacke als auch (noch viel schlimmer!) meine guten Han Vag Trekkingschuhe sind gestern im Bus geblieben! Aus Reflex meine Frustration: die sind weg, die hat jemand genommen und sehr gut brauchen oder versteigern können. Ich fluche innerlich so sehr dass mir beinahe Nescafé und Joghurt hochkommt.
Doch nichts Böses z6 befürchten in Nepal! Hier muss echt ein Karma existieren, grosse Ehrlichkeit und Bescheidenheit: die Sachen wurden im local office hinterlegt! Zum Glück hat der Fahrer den Bus kontrolliert - angesichts aller Unordnung Nepals und jener im Bus mit all dem rumliegenden Zeug hätte ich dies nicht erwartet. Meine Erleichterung also gross!
Am Donnerstag geniessen wir also die Stadt Pokhara am Morgen. Die Strassen sind im Vergleich zu Kathmandu wirklich gut befahrbar und ziemlich leer, ausserdem nicht das laute Gehupe und die Hektik. Die Luft ist viel klarer, reiner - aber tropisch und somit ist es schon zur frühen Morgenstunde ziemlich drückend... Sanyia und ich fahren erst zum Bindabasini Tempel, der Göttin Kali errichtet, welchen wir nach einer steilen Streppe erreichen. Frauen fasten (wieder einmal) heute für ein langes Leben ihrer Männer. Im Kloster oben immer wieder Bilder und Statuen der Götter Shiva, Parvati, Ganesh - mit Schlangen und dem Ochsen.
Wir bekommen Tikas auf die Stirne gemalt... weiter geht es dann zum Davi Fall, welcher nach einer Schweizerin benannt ist, die in dem reissenden Wasserfall ihr Leben verloren hat. Die darauf folgende Mahadev Höhle ist besonders spannend. Sie ist die längste und attraktivste Höhle in Südasien welche leider durch das viele Wasser etwas durchflutet wurde...:/
Dennoch laufen wir ganz nach unten, werden dabei etwas nass, und erreichen einen Tempel underground, wo zwei Mönche beten.
Auf dem Rückweg zum Hotel besuchen wir das tibetische Flüchtlingscamp, wo wir den Frauen beim Teppichweben zusehen. Es schaut unglaubich kompliziert und mühsam aus - die Resultate jedoch sind so wunderschön!
Pfauenfedern, Himalayabilder, Tiger und Ornamente in allen Farben und so präzise und fein gemacht - ich wünschte, einen in der Wohnung haben zu können!

Am Mittag steigen wir wieder ins Auto. Ich werde etwas machen, dass ich noch nie in Erwägung gezogen habe und so hätte ich auch nie gedacht, dass ich es mich trauen würde!
Vom Auto aus steige ich (ohne Sanyia, sie fürchtet sich, sagt sie - doch ich weiss nicht ob es auch an dem Geld liegt?) einen Hügel hinauf nach Sarankot, ernte eine fantastische Übersicht über Pokhara, lerne meinen Piloten Binod kennen, lasse mich sichern, renne - und hebe ab. Hoch hinaus!
SO stark ist der Schirm über uns, so verdammt sicher hält er mich in den Höhen über den Reisfeldern, Rhododendron-Wäldern und Bergdörfchen. Wie gross Pokhara ist, wie es da neben dem Phewasee im Tal liegt ist mir erst in der Luft klar. Da gibt es nicht nur unsere "Lakeside"! Ich bin mir bewusst, wie still ich bin trotz dem Adrenalin und der fantastischen Sicht aus der Höhe, doch genau so bin ich halt auch, wenn es mir gut geht - ruhig!
Mein Pilot Binod sitzt eng hinter mir und steuert uns in kleinen Spiralen die Hügelketten nach. Den Selfiestick halte ich gerade ausgestreckt (die Bilder sind nun auf einer CD - ich versuche sie schnell zu überspielen im Camp!) und folge brav seinen Anweisungen: "Smiiilee, hold your arms straight, put your legs foreward...!" ☺🌄
So segeln wir innerhalb ca 20min ans Ufer hinunter, die Landung ist einfacher als das Runterrennen beim Start. Ich schaffe es gut (im Gegensatz zu einer Japanerin, welche unter Pilot und Schirm begraben wird;)), sim Stehen auf dem Boden aufzukommen, wärend mich Binod stützt. Er tätschelt mir belebend auf die Schultern: "nice flight!" Mit Puddingknien setze ich mich ans Seeufer und beobachte mein Umfeld: Frauen stochern in den Reisplantagen herum, junge Mädchen sammeln Müll von der Wiese. Weiter abseits stehen Frauen an 2 kleinen Ständen und pressen Obst nach Wunsch zusammen zu Säften. Ich habe inzwischen keine Angst mehr vor dem Obst oder dem Gemüse und der "fehlenden Hygiene". Klar sollte man aufpassen, dennoch habe ich mich in Pharping 8 Tage lange davon ernährt und damit gekocht - vom Paraflying wurde mir viel eher übel! ;)
Sanyia kommt extra im Taxi zu der Landewiese mit meiner Handtasche. Das Mädchen ist wirklich hilfsbereit non plus! Ich freue mich, dass wir es näher haben, die Schwelle des Respekts sich etwas entschärft hat und wir normaler aneinander kommen... Am Vorabend, als sie so komatös neben mir schlief wurde mir klar, dass ich vielleicht eine andere Strategie, eine andere Umgehensweise bei ihr anwenden und mir dabei erlernen muss: sie will, wartet darauf, ist darauf eingestellt, dass ich mich ÜBER sie stelle. Sie ist sich die Unterrolle gewohnt und ich merke immer mehr, dass sie mit netten Anweisungen oder Vorschlägen viel besser klar kommt als mit Nachfragen, dem Erkundigen nach ihrer Meinung, dem Wissenwollen, was sie gerne möchte. "Do you wanna rest? Would you like to have some raisins?"- geht nicht, sie sagt zu allem "Oh no thanks", "I take the same as you", "I don't need"... Zudem immer die typisch-hinduistische Haltung der Ablehnung, der scheue, bescheidene Gesichtsausdruck.
"Sanyia, you take a break now", "Please also have some", "Can you wait here, I need 5 minutes" - das geht, und es macht sie irgendwie sogar glücklicher und selbstbewusster. Selbstbewusster im Wissen, dass sie nicht selbst entscheiden muss... "I just want you to be confortable/happy" sagt sie immer - und auch wenn es mich traurig macht und so gar nicht meiner Natur entspricht, über 2 zu entscheiden und jemanden -wenn auch nur leicht- zurechtzuweisen... Es ist das bestehende Verhältnis was funktionieren kann - und so gewinne ich ihre Kraft, ihre Freude, kann sie ermutigen und sie wissen lassen, dass sie ihre Sache gut macht und mich gut begleitet! :)
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Am Tag darauf ist mir klar: nun sind es noch 2 Wochen Asien - und die werde ich geniessen! Um Sechs Uhr morgens werden wir am darauf folgenden Tag nach Nayapul fahren und da geniessen wir den letzten Tag in Pokhara, dieser hübschen See-Stadt besonders! Nach dem Frühstück machen wir uns auf zur Bootstation und mieten eine rote Gondel - und einen Driver, denn es ist nicht das gleiche, eine Gondel zu rudern wie ein Ruderboot oder ein Kajak (Schweden, Meklenburg-Vorpommern...). Auf einer kleinen Insel liegt der kleine Tal Barahi Tempel, welchen wir besichtigen. Auf der ca einstündigen Weiterfahrt am anderen Seeufer des Phewas entlang bewundere ich das Dschungelgestrüpp und lausche den darin singenden Vögeln. "You're so quiet", sagt der Rudermann (genau wie Binod), "the japanese and chinese guys are always so chatty and make much noise!" Wir geniessen vor allem die Stille, versichern Sanyia und ich - es ist unglaublich friedlich!
Nachdem wir unsere Bootstation trocken und sicher wieder erreicht haben trennen wir uns für den Tag. Dies ist auch etwas, was ich lernen musste: mich von jemanden ablösen, wenn ich alleine sein will. Sanyia wirkt ganz glücklich, dass sie einen Tag voller TV und Freiheit hat ;) also kann ich mich beruhigt auf Geldjagd machen - seit Tagen komme ich nämlich an kein Bargeld mehr heran. Kein ATP-Schalter nimmt meine Mastercard, von der Postcart ganz abgesehen...
Doch dann, endlich, nach 10/10 Chancen welche nicht hingehauen haben komme ich zur 11., der Nabil Bank, welche damals in Kathmandu auch (nur mit der Postkarte!!) funktioniert hat und kann wenigstens für das Trekking Geld abheben.
Weiter laufe ich und finde das German Bakery-Café, wo ich einen wunderbaren, schaumigen Espresso Macciato bekomme und etwas Knausgård süffle...
Um Mittag mache ich mich langsam durch die Baidam Road zurück Richtung Lakeside und stöbere gefüllte (nicht bloss gefühlte!) 2 Stunden im Bookshop "fishtail", welcher auch einen ganzen Haufen gebrauchter und von Trekkern liegengelassener Bücher verkauft. Mit einem Mankell bewaffnet und herrlich seitenbefriedigt laufe ich zum Hotel zurück und packe meine Trekkingsachen für den nächsten Tag zusammen. Weil wir keine Träger haben, achte ich besonders arg drauf, nichts Überflüssiges mitzutragen, lasse sogar (sorry Hausarzt) Medikamente aus😉
Dann holt mich "mein" Chhewang ab und nach einem wunderbaren Scooter-drive durch Pokharas Innenstadt sind wir bei ihnen zuhause und ich lerne endlich sein Töchterchen und seine Frau kennen.
Zusammen schauen wir Bilder an aus seinen Jahren in Deutschland und seinen Ferien in der Schweiz (Luzern, Bern!- für Nepali unglaublich und unerreichbar! Diese Sauberkeit, Ordnung, Stille, Schönheit! "Schau, man sieht sogar die Füsse des Schwans, so klar ist das Wasser!")
Nach der Saftpause zeigt er mir noch kurz das grösste Einkaufscenter Pokharas. Über 4 Stöcke (!!) verteilt findet man alles - die Böden sind ausserdem blitzblank und fast schon rutschig! Chhewang zeigt mir begeistert die Warenhäuser und Wohnungseinrichtungen, die Mikrowellen, Reiskocher, Kühlschränke..... und sagt immer wieder, fast beschämt: "Für dich ist das nicht gross oder?" Ich finde aber, dass es auch für die Schweiz gross ist. Im Erdgeschoss gibt es eine kleine Bowlingbahn und Kinderspielplätze mit selbstfahrenden Autos. "Schau! Achterbahn!", lacht Chhewang und staunt. Komisch ist es, die Rolltreppe zu benützen! Nach all dem Trekken und Laufen ist es wohltuend einfach rauffahren zu können :)
Den Abend lassen wir im "Movie Garden Cinema" ausklingen. Ich bin aufgeregt wie ein kleines Schulkind, endlich wieder in einem "Kino" sein zu können! Die kleine Leinwand ist im Garten aufgebaut, man sitzt oder Liegt auf Liegen, Bänken und Teppichen. Eine kleine Bar verkauft Pizzas und Bier, Popcorn und Kaffee - und zwischen uns wird eine Kerze gegen die Mücken aufgestellt. Über uns ist ein Dach, sodass wir im Trockenen liegen, doch abgesehen von einigen Blitzen am Horizont ist gutes Wetter, der Mond schiebt sich zwischen den Wolken durch und es wird schnell dunkel, sodass nur noch einige Lampions die Zuschauergruppe beleuchten.

Matt Damon macht seine Sache auf dem Mars super, ich mag diesen Schauspieler seit "good Will Hunting" sehr gerne! Die schwerelosen Gegenstände und schwebenden Menschen im Raumschiff faszinieren Chhewang und nach dem Film versuche ich ihm zu erklären, warum sie nicht stehen können, wo Anziehungskräfte herrschen und was Gravitation überhaupt ist! Ich merke, dass er versucht zu verstehen, weiss aber, dass ich von ganz vorne in der Astrologie beginnen müsste bis er einen Einblick hat - da ist fast nichts. (Haben sie das nicht zu Beginn mal im Erdkundeunterricht? Gibt es überhaupt einen Erdkundeunterricht hier?, frage ich mich)
Abschied von Chhewang sehr kurz und somit schmerzlos. Ich bin froh, denn Tschüsssagen fällt mir immer schwer, sogar wenn ich auch nur einen Abenddienst auf der Arbeit beendet habe!
Sanyia ist noch wach - sie hat jedoch die Türe abgeschlossen weil sie etwas Angst hat vor den Typen an der Reception... ich hüpfe schnell wieder mal unter die Dusche wärend sie am TV klebt. Pokhara ist schon sehr sehr feucht und tropisch, ausserdem habe ich nach dem Gartenkino das Gefühl, sämtliche Blutegel und Spinnen in meinen Kleidern sitzen zu haben (Anmerkung: bloss eine kleine Spinne gefunden;)) 🕸🕷

Roasthouse Café in Pokhara Lakeside. Fast wie in Italien ☕

Spaziergang am Phewa-Lake ♡

Bootfahrt am Morgen mit Sanyia


So kann nur eine Tochter zur Mutter aufsehen... 💛


Paragliding von Sarankot hinunter zum Phewa-See :)



Mittwoch, 23. August 2017

Kathmandu: Arrival at Camp

...eine nette junge Frau begrüsst mich, nachdem Pema mich zum IDEX-Camp gebracht hat. Abschied von Stephan und Pasang wieder schwer, einige Umarmungen gab es und gute Wünsche.
IDEXs Camp ist in Kumaristhan im Nordwesten Kathmandus, einiges von Thamel entfernt und dafür nah der Boudha-Stupa.
Als erstes fällt mir die Anzahl an jungen Leuten auf, welche beieinander im Eingangsbereich "chillen", der mit dicken, gemütlichen Matten und Sofas ausgebettet ist. Sie sind alle in meinem Alter, Jungs und Mädchen. Viele Spanier - wie ich später herausfinde - und dann noch 2 Amerikaner, eine Irin, zwei Deutsche und eine Brasilianerin. Das gesamte IDEXteam ist auch nicht älter als 25, jedoch sehr gut organisiert und flexibel!
Nach dem Mittagessen (die Andern: "Reeally - Noodles AGAIN?? Lena, watch out, there is just noodles and rice, every day! You'd rather check out for every meal and get better food in Thamel!" OK 1. lesson learned.) bespreche ich mit Sarah und meinem Guide für den Poonhill-Trek meine 3 Wochen: den Chitwanpark skippen wir im Einverständnis - die Strassen und das Wetter sind zu schlecht, es wäre sowohl im Park kein Vergnügen, die Schlangen suchen das Festland bei all dem Wasser, die Tiger suchen das Gebüsch - und die Gefahr, dass ich meinen Heimflug verpasse, steht zu 50% fest!
Dass ich auf dem Trek einen weiblichen Guide habe beunruhigt mich nicht, dennoch kann dies schwierig sein. Ich habe Mühe, auch wenn Sanyia eine total süsse und liebe 23jährige ist, Freundschaft zu binden, MICH zu binden an sie. Ich bin so sehr im "Reisen" dass ich mir auf den Trekkings eine gewisse Anonymität wünsche, einen Abstand, viel individuelle Zeit für mich und alleine. Mit einem Guide ist dies kein Problem, mit einer Freundin ist es schwierig, es geht quasi nicht, ist unhöflich, asozial und irgendwie macht man das nicht! "Are you bored with me?", fragt sie schon auf der ersten Autofahrt zum Touristcenter, um den Permit zu holen. "No!! Not bored, just thinking, just tired" erwiedere ich. "I am worried about you - did I do something?"
NO!! Das genau ist es was ich nicht will: Komplikationen, Unsicherheiten, Verletzungen, Missverständnisse. Und zwischen zwei Frauen kann dies - das wissen wir alle - sehr schnell vorkommen!
Ich muss mich vielleicht selbst ändern. "I was teached to see and treat you as my god", sagt Sanyia und blinzelt mich von unten mit ihren Rehaugen an.
Ich will nicht ihre Göttin sein. Aber auch nicht Beste Freundinnen - bis wir den Trek geschafft haben. Abends haben wir schöne Stunden zusammen unter den Volonteers, die Jungs sind unglaublich lustig, die Mädchen fröhlich und sehr lieb. Ich freue mich richtig, wieder Jugendliche um mich zu haben, einige Hühner, Kumpels, ich bin wohl unter den Leuten, welche über das Essen meckern, von ihren Projects erzählen, sich gegenseitig necken und gleichzeitig einen solch wunderbaren Zusammenhalt haben, wie ich es mir für ein Team wünsche!

Am Tag darauf machen Sanyia und ich eine Sightseeingtour durch Kathmandu. Durbar Square, Swayambhunath (der Affenberg), welcher mir am besten gefiel, Pashupatinath, das öffentliche Krematorium, zum Schluss Boudha, die grosse Stupa im Stadtinnern, wunderschön und majestätisch!
Dort dann wieder kleine Schwierigkeiten mit Sanyia, Missverständnisse über mein müdes Schweigen auf dem Heimweg - ob ich wütend sei auf sie? Ob ich denn nicht einfach sagen könne, was sie falsch gemacht habe?
Und meine Versicherung, ich sei nach 6 Stunden Stadt und Laufen, Gerüchen und Impressionen, zusammensein und plaudern einfach müde und sei zufrieden!
Ich könne ihr doch sagen was mich bedrückt! - und da werde ich ungeduldig: "Du hast nichts gemacht Sanyia, it's because of ME: I am just tired and talked much today!" Und sie erschreckt sich sogleich an meinem entnervten Tonfall... Mannomann, denke ich, ich muss unbedingt einen Umgang finden mit ihr welcher für Beide irgendwie stimmen kann!
Nachmittags denke ich noch einmal speziell an Pashupatinath zurück. Die Tote Frau, welche bei unserem Besuch gerade verabschiedet wurde, in weises Leintuch gehüllt wurde erst am Fluss gewaschen, dann das entblösste Gesicht geschmückt. Die Familie stand rundum, weinend, teilweise richtig aufgelöst und verstört...
Dann wird Wasser in den Mund gegeben, damit die Seele gleich in den Himmel gelangen kann, dann wird erst der Mund und dann der Körper angezündet. Männer brauchen etwa 3 Stunden, um zu Asche zu werden, Frauen 4-5 Stunden.
Die Brennenden Körper geben bei Dunkelheit gespenstisch-schöne Anblicke, den Rauchgeruch hätte ich nicht besonders anders empfunden, deshalb roch es für mich nicht mal so schlimm - bis auf das Wissen, dass es kein normales "Barbecue" ist sondern viel mehr als das!
Das Brennholz und die Asche wird im Anschluss zusammen in den Fluss geschoben - die Angehörigen des Toten die ganze Zeit über anwesend...

Am Nachmittag kommen wir ins Camp zurück und Sarah steht schon bereit - "We're making a party because tomorrow there is the festival in Kathmandu! You gonna dance in a Sari!" (Das haben die wohl heute Morgen erfahren, dass Festtag ist, wie immer, denke ich und sage:)
"I can't dance!" Als ich mich aber verdrücken will schlingen sie mir schon ein oranges Tuch um den ganzen Körper - ich sehe darin etwa so bescheuert aus wie bei unseren Eurythmiestunden...
Das Tanzen ist mehr lustig als schön oder kulturell spannend. Auch einer der Jungs trägt den Frauensari, dazu noch den Roten, welcher für "verheiratet" steht, und hüpft zwischen dem Koch und den Hausmädchen umher. Mandy, Megan, Laia, Emma, Renate, Shana und ich stehen ziemlich blöd da weil wir die Handbewegungen und Hüftkicks der Tanzexpertin überhaupt nicht nachmachen können, dann aber machen wir ihnen eine Freude indem wir einfach den europäischen Discotanz aufführen und etwas improvisieren. Das finden die Nepali-Jungs spannend und wir werden mit "Joooo" und "whooooo" angestachelt und eingekreist.
Ich sehe, dass beim asiatischen Tanz sehr viel Mimik, Schauspiel und "Geschichtenerzählen" dabei ist, dass es nicht bloss um die Körperbewegungen geht. Dennoch bin ich erleichtert, als ich mich wieder aus meinem Sari schälen kann!
Als ich danach meine ersten Dinge zusammenpacke für die Fahrt nach Pokhara am nächsten Tag merke ich, dass meine Sonnencreme aufgebraucht ist. Da ich sowieso noch Wasser holen muss mache ich mich also auf den Weg zum Supermarkt. Endlich - ich hatte es gestern schon kennengerlernt - wieder ein Einkaufszentrum! Linol-Böden, grosse Regale und Frucht und Gemüsetische, Kühlschränke und abgeteilte Regale: Grocery, Diary-products, Beauty, spices, bread.... Eigentlich HASSE ich solche grossen Warenhäuser zutiefst! Bloss in Skandinavien, weil es dort danach dann wieder lange "nichts" mehr gibt im weiten Gelände, gehe ich freiwillig und stressfrei hinein. An allen andern Orten der Welt bekomme ich Stress und Drang zur Flucht. Doch hier ist es wichtig, dass ich reingehe, das weiss ich. Zu lange habe ich nur kleine Marktstände gehabt und gesehen, zu lange habe ich mich dem Reichtum, Wohlstand und der westlichen Zivilisation entwöhnt - und ich will keinen Kultur- und Warenschock haben wenn ich in die Schweiz zurückkehre!
Langsam wieder angewöhnen ist also ganz gut!
Doch an der Geduld mit den Nepalesen muss ich immer noch üben. Sehr schnell rege ich mich auf, wenn einer mit dem Auto fast meine Schenkel streift oder mich ein Töff fast rammt, wenn eine Frau vor mir viiiel zu langsam schlendert und ich im Gedränge hinter ihr gehen muss, wenn mir kleine Kinder im 30cm-Abstand folgen bloss aus Neugier - oder Langeweile...?
Nicht aufregen, es ist nicht dein Land..., sage ich mir dann immer wieder leise. Nicht aufregen!
Meine Geduld ist ja auch zuhause eher spärlich ausgeprägt - vielleicht wird sie besser, während ich hier bin?

Für Freitag mit Chhewang in Pokhara abgemacht - Kino!
Ich freue mich, ihn zu sehen und auf einen gemeinsamen Kinobesuch! Need that! Wenn mir zwei Dinge am meisten fehlen hier sind das mein Fahrrad🚲 und das Kino! Denn wer mich kennt weiss dass ich jedes zweite Wochenende mind. ins Kino gehe ;) 

Boudha Stupa ❤

Sunset at the Camp 🌄

Kathmandu von oben...

Pashupatinath


Freitag, 18. August 2017

Einlassen...

Die Fremdheit aushalten, die Unannehmlichkeiten ertragen und den Reiz des Ausnahmezustandes geniessen!

Gedanken kreisen, hemmen, werfen mich manchmal aus der Richtung, welche ich doch ins Auge gefasst habe. Ich stehe neben mir, in Nepal, in Schweden - an einem Berghang und blicke in Richtung Annapurna, Nilgiri, Himalaya - lasse im nächsten Moment die Füsse in einen See in Småland baumeln, höre nicht Rhododendron und Pinien rauschen, höre Tannen und Birken. Bin im nächsten Augenblick wieder hier, lebe den Osten, als ein Jeep mich von hinten anhupt. Aus dem Weg! Muss ich weg? Niemand muss hier weg. Darf ich gehen? Jeder darf gehen. 
Ich blicke in Braune Augen, schwarzes Haar - bin im nächsten Moment umgeben von blonden Menschen welche mich ansehen, mir winken. Habe ich Heimweh?
Habe ich Angst?
Habe ich mich?
Bin ich weiter weg von zuhause als je gedacht, als je mir vorgestellt, vor dieser Reise zum Saum des Himmels?
Oder - bin ich vielleicht noch viel näher bei meinen Menschen, als Nähe überhaupt ausmachen kann? Ist Raum wichtig? Ist nicht Zeit so unendlich viel relevanter?
Ich erinnere mich. Finde Bilder in meinem Innern, welche so unfassbar tief schon liegen, wie alte Sedimente, dass ich eine ganze Weile brauche, sie zu erkennen, sie zu benennen!

Ich erinnere mich -
an Zeiten.
Finde
Menschen.
Betrachte
Bilder.
Empfinde
Gefühle.

Und in diesen Augenblicke braucht es ein lachendes Kind
Eine dankbare Frau
Ein Hund der mir die Beine leckt
Ein Lied

Um mich wieder komplett aus der Fassung zu werfen, mich zu entflammen, mir in allem Wieder-Erkennen Schmerz und gleichzeitig Seeligkeit zuzufügen,
Mich glücklich, zugleich traurig und wütend - aber glücklich - zu machen.

Und dann blicke ich jeweils auf
Erkenne uns
Und mich.

...drei Teddys von Suresh, Pasang und mir
🐻🐻🐻

Mittwoch, 16. August 2017

Auf den Spuren des Papiers... Bhaktapur 16.8.

Die hochspannende, kulturell reiche Stadt Bhaktapur stand heute auf meinem Tagesplan. Nach einer etwas schwierigen (Strassenbau, Erdrutsch.. ) Fahrt kamen Stephans Fahrer und ich am Haupttor der Innenstadt Bhaktapurs an. Auf Nepali wird der alte Stadtteil Kathmandus auch Khwopa genannt, fast 100000 Menschen leben hier. Wunderschöne Tempel, alte Architektur, Kloster und Schulen wurden 2015 heftig zerstört und befindet sich jetzt noch im Aufbau, deshalb werden viele Häuser noch durch Stützpfeiler und Stelzen "gehalten".
Nachdem ich den Eintritt (wieder eine Art Permit) von 15 Dollars bezahlt habe schlendere ich zuerst über den Durbar Square zur National Art Gallery, welche dann doch nicht so spektakulär ist... Weiter geht es dann zum Taumadhi Square, weiter zum Pottery Square, wo Töpfereien und Schnitzereien (aus Holz und Yakknochen) zu Mengen angeboten und gehandelt werden.
Leider muss ich mich immerzu von den Guides lösen, ja fast losreissen ("I really wanna be alone thank you!"), sie sind unglaublich aufdringlich und nervig. So argumentieren sie beispielsweise sogar folgendermassen: "wenn ICH Sie nicht begleite Ma'am dann sind Sie nicht sicher vor den Anderen!" Und irgendwann (nach beratenden Worten Chhewangs per SMS) begann ich, sie einfach zu ignorieren, ebenfalls die vielen Händler und Ladenbesitzer, welche mich in ihre Geschäfte lotsen wollten...
Doch wer mich kennt weiss, dass ich sehr schlecht "Nein" sagen kann - und so schaffte es eine Mutter mit Kind auf dem Arm, mir eine "Donation" (für was auch immer!) abzuknöpfen. 1000 wollte sie, doch ich blieb bei 200. Das sollte man eigentlich nie, nie tun! Donations gab ich bisher immer bloss in Klöstern, dort schiebt man sie in Reisschalen oder steckt sie einem Buddha in den Schoss - ohne dass jemand "schein-heilig" (hier sehr passendes Wortspiel!) darum bettelt.
Als ich gemütlich, nach einer Kaffeesitzung mit Postkarten, Whatsapp und Tagebuch, zum Dattatraya-Tempel schlendere bemerke ich langsam aber sicher den Mangel an Autos - und Kühen! - und schätze die Ruhe hier in Bhaktapur. Um den Dattatraya-Tempel herum sammeln sich Tauben in Venedig-Mengen und picken, komischerweise zusammen mit grossen Ziegen, am Boden nach Reiskörnern. Die Ziegen liegen teilweise auf den Stufen des kunstvollen Tempels - oder gar in dessen Eingangsbereich, wo eine Frau inmitten einiger Opfergaben etwas verbrennt. Es ist kein Tier, denn das hätte man wohl gerochen, dennoch ist es absurd, wie die Ziegen, welche ja die eigentlich typischen Opfertiere sind, dem Ritual danebenliegend und kauend zusehen...
Weiter gehe ich in die alte Papierfabrik, wo gesiebt wird. Zuerst erblicke ich bloss die vielen, aus farbigem Pergament geschaffenen Lampions, dann fragt mich ein junger Mann, ob ich die Werkstatt besichtigen wolle. Obwohl mein Magen schon ziemlich nach Mittagessen knurrt, trete ich in den spärlich beleuchteten Hinterhof und durch eine kunstvoll geschnitzte Tür (wie fast alle es sind in Bhaktapur) in dunkle Zimmer.
Die Siebe sind gestapelt an den Wänden, davor stehen Tröge und Maschinen mit... ist das etwa Blut und Fleisch? Nein, es ist die Farbe und die Papierfasern, welche den eckligen Anblick haben! Ich finde es wundetschön! Fasziniert stehe ich neben den Arbeitern, welche sieben, schöpfen und pressen, gehe hinüber zu den Malerinnen, streife mit den Fingern über die mannshohen Papierstapel in den Ecken. Wahrscheinlich sind es Abfälle, denke ich, doch ich könnte sie alle sofort mitnehmen, so sehr zieht das Papier mich in seinen Bann.
Der frische Geschmack macht mich glücklich, so geborgen wie ich es am Vortag im Pilgrims Bookshop war. Kurze Momente der Zeitlosigkeit, der Pause, des Fallenlassens - Papier über Papier, Seiten an Seiten. Es ist ausserdem überraschend wohltuend, die enorme Trockenheit zu spüren. Keine Nässe, keine Fäule, keine Gefahr! Ich denke dauernd an meine Familie und kaufe für sie ein, auch meinen Freunden will ich etwas mitbringen von diesem Ort! Am Liebsten hätte ich von allem Andenken mitgenommen, Schätze, welche mich an Hogwartsfilme und die Tintenreihe von Cornelia Funke (Mo als Buchbinder hätte sich hier wohl gefühlt!) erinnern: die Laternen, wovon die Meisten bemalt sind, die Kalender (kaum zu glauben dass bald 2018 ist!!), die Notebooks und die Briefumschläge, die grossen Plakate aus reinstem Pergament, teilweise mit feinen Blüten eingearbeitet, ganze Lesebücher aus geschöpftem Papier in verschiedenen Sprachen, kleine Gebetsflaggen und Papiervögel, Windspiele, Brieftaschen, Bilderrahmen...was man alles aus Papier basteln kann!
Ich bezahle meinen Fund und bekomme eine gratis Stofftüte - die Nepalesen beginnen, Plastik zu vermeiden (während in der Schweiz jetzt für Plastiktüten 5Rp bezahlt werden muss!). Beim Hinaustreten stosse ich fast mit einer Frau zusammen und kann zum Glück noch ausweichen, ansonsten wären ihre 3 Hühner, welche sie unter den Armen trägt heruntergefallen.
In einer Seitengasse bewundere ich das berümte "Peacock-Window", das Pfauenfenster. Wunderbare Schnitzereien schmücken ein gar nicht mal so grosses Fenster, von welchem man wieder nicht rein, aber hinausschauen kann. Dieses Gittersystem erinnert mich stark an die Anatomie eines Insektenauges - viele kleine Ommatidien verhindern den Einblick, machen das ganze aber umso kunstvoller!
Jedes Restaurant hier (allg. in Nepal) hat entweder einen Garten oder einRooftop, von welchen aus man die Umgebung überblicken kann. Bei meiner Mittagsrast ("Do you wish to have your Lemon Soda with black salt?" Mit was bitte? "We drink it with black salt!" - Also Prost! Passte sogar gut zusammen!) habe ich also den Blick über die Tempel Bhimsen und Dattatraya und gegenüber liegen die wertvollen "Himalayan Wood Carving Masterpieces", welche ich davor auch noch bewundert habe. "Only children until 11 years" stand auf den hölzernen (wer kennt das "Rössli Hü" noch?) Schaukelpferden, ausserdem auch no photos please. Die Schnitzereien kosteten dann doch eine dreistellige Dollarzahl - was mich irgendwie satturierte. Auch die Nepali sollen Geld verlangen dürfen für ihre Werke, für die tägliche Arbeit! Dass sie für nen guten Dal Bhat oftmals nur 3 Dollar veröangen ist lieb - darf aber nicht als normales Preis-Leistungsverhältnis gesehen werden! Da denke ich: sie hätten so viel mehr verdient....
Samash holt mich um 15:00 beim Durbar Square ab und tippt mir zum Glück sachte auf die Schulter, denn ich hätte unseren Land Cruiser zwischen allen Jeeps nicht erkannt ;)
Im Auto denke ich an die verbleibenden 4 Pharpingtage (am Freitag könnte ich Stephans Tochter Vayana kennenlernen, sie kommt aus Japan zurück und beginnt iht Herbststudium in Holland) und die kommende Zeit mit IDEX. Am Montag geht es wieder nach Kathmandu und zum Glück (betend, dass es etwas vom Rummel weg ist, habe ich das IDEX-Camp auf Google Maps gesucht) nicht gleich wieder ins Herz von Thamel oder Durbar Marg... Könnte aber auch bedeuten, dass es dann zur Arbeit ÖV braucht - schauder...
Keine Metzgerei, sondern alte Herstellung handgeschöpften Papiers in der Peacock-Papierfabrik
(Handschöpfen, Färben, Trocknen auf dem Dach und Beschriften/Bemalen)

This is my place...


Das Pergament im Druck

Love...


Dieses Bild habe ich meinen Freunden als "Was ist das"-Quiz geschickt: es sind: "Beeri, Bluetsuppe, 'etwas Rotes', Regenjacke, en rote Glibber...."
Soluschon: tis is paper befor biing paper. ;)