Freitag, 1. September 2017

Letzte Langstreckenfahrt! 🚌

1.9.‱ "En Man som heter Ove": so heisst meine heutige Rettung. Rettung, so weit es geht. Am Vorabend - um die Dramatik und meine Mieslage noch etwas in die Höhe zu schrauben - als Sanyia und ich aus einem kleinen Abendessen-CafĂ© traten, regnete es so stark, dass die Strassen ĂŒberflutet waren und das Wasser uns den HĂŒften hochstieg (mit einer Kraft, welche man gewöhnlichem Regenwasser nicht zutraut!) und uns fast von den FĂŒssen riss. Zum GlĂŒck war unser Hotel nah und so waren wir schnell durch.
Am nĂ€chsten Morgen nach einem schnellen (Nes)kaffee steigen wir in den Linienbus nach Kathmandu, dieses Mal nehme ich meine Hanwags nahe unter mich. Da Sanyia am Abend davor noch lange geschnattert hatte mit der IDEX-Gruppenleiterin, welche mit einigen VolontĂ€ren gerade in Pokhara angekommen war fĂŒr die gewohnte "Exkursion", schlĂ€ft schnell ein. Mich jedoch plagt die tropische Hitze (man denke sich auf die neue HöhenbrĂŒcke der zĂŒrcher Masoalahalle) extrem und MigrĂ€ne kommt dazu. Mir ist ĂŒbel!
Und kurz nach Bandipur dann der Traffic Jam, welchen die IDEXgruppe schon gestern 5 Stunden aufgehalten hat. Man stelle sich nun Stau in der zĂŒrcher Masoalahalle vor. WĂŒsste ich nicht, dass es (bis ich vollstĂ€ndig wieder-europĂ€isiert bim und mich wieder ganz stabilisiert habe! Nach dem Studium lĂ€sst sich darĂŒber nachdenken😅) meine LETZTE Langstreckenfahrt in Nepal ist fĂŒr diesen Sommer, dass ich ab morgen in meinem letzten Zuhause, im Camp bin und eine tolle Woche mit den anderen vor mir habe... ich wĂŒrde leicht wahrscheinlich:
1. Weinen
2. Also flennen
3. Die Flinte werfen
4. Schweizer Schlaflieder singen
5. Meine Reservemedikamente und alle Aspirin zusammen schlucken
6. Sanyia bitten, mir einen Hubschrauber zu organisieren
7. Meine Verzweiflung einem WasserbĂŒffel aus dem Fenster an den heiligen SchĂ€del schiessen
8. In der Wartezeit zum Buddhismus konvertieren
9. Und danach vielleicht zum Hinduismus...?
10. Der Busgesellschaft vorschlagen, Wahrheit oder Pflicht (ohne RĂŒcksichtnahme auf sĂ€mtliche ReligionsbeschrĂ€nkungen, sonst gehts nicht) zu spielen.
Als, nach ca 3 Stunden rollen, stehen, fahren, stehen, rollen, stehen - und dabei keine Klimaanlage oder zumindest ein leichtes LĂŒftchen durch die offenen Fenster - lĂ€uft der Verkehr wieder! Nur ist nun der Fahrer offenbar und SPÜRBAR der Ansicht, er mĂŒsse...Zeit aufholen..??!!
Der Bus rast also zwischen anderen GefÀhrten durch die Dörfchen, Hupt wie gestört, muss hin und wieder vollstoppen und irgendwie kann ich mich so nicht mehr auf Ove konzentrieren und versuche als nÀchste Ablenkung, herauszufinden, ob mein Toilettendrang oder mein Hunger grösser und schlimmer ist. Meine Haare sind verklebt und ich bin vom Bus schmutzig...:)
Nach der 20min-Mittagspause zieht sich die Fahrt noch einmal 4 Stunden, nun lÀsst der Fahrer aber alle Beherrschung fallen und brettert mit atemnehmender Geschwindigkeit die vom Regen geprÀgten Strassen nach Kathmandu rein. Auf dem Pass vor Stadtbeginn noch einmal lange Stau, heiss, und nun kommt der Staub der Stadt dazu, welcher sich fein auf meinem Körper, dem Handy und meinen Haaren absetzt.
Um 18:00 Uhr kommen wir endlich an und irgendwie gabelt uns der IDEX-Fahrer (welchen ich sehr gerne mag, er ist immerzu freundlich, interessiert und hilfsbereit!) auf. Meine Hanwags habe ich. (Haha)
Auf der nochmals einstĂŒndigen Fahrt zum Camp frage ich Sanyia, wann sie denn in der kommenden Woche arbeite denn wir wollten ins Kino gehen und Annabelle 2 schauen (sie sagt, sie liebe Horrorfilme - und auch wenn ich ein ziemlicher Angsthase bin da hatte ich Freude dass sie mitkommen will!). Sie erzĂ€hlt mir aber, dass momentan gerade der Head Chief von IDEX im Camp sei und dass dieser, aufgrund der mangelnden Volonteers welche momentan (Semester und Studienbeginn....) arbeiten, fast 60% der IDEX-Leute entlassen habe, auch sie selbst. "Now I will have to find another job...", sagt sie tapfer. Warum sie es mir nicht gleich beim Anruf gesagt habe, wann denn das gewesen sei?
"Must be Tadapani. I didn't want to upset you!"
Mensch, diese ZurĂŒckhaltung!, denke ich und drĂŒcke schnell ihre Hand. Sie kann bei den Eltern wohnen aber das Problem fĂŒr sie ist, dass sie erwachsen ist und nicht verdient - fĂŒr sie heisse das, sie sei eine "burden at home".
Schade, so was! Ich weiss auch gar nicht, wen sonst sie aus dem nepalesischen IDEX genommen haben, dennoch ist auch der nette Fahrer arbeitslos geworden... 😯
Ich erfahre abends, dass nach der Abreise der 3 Spanier am Sonntag nur noch um die 5 VolontÀre arbeiten werden. 5, in einem 3stöckigen Camp! Ich sehe das Problem ja auch ein....
Nun bin ich dennoch froh, angekommen zu sein und mein letztes Bett bezogen zu haben. Wie schon gesagt: das Camp ist echt gut, die Leute lieb und es wird auch zu fĂŒnft ganz OK werden! ♡  

TrÀumen angesagt ;)

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