Dienstag, 25. Juli 2017

Pokhara-Jomsom (25.7.)


Am 10:00 entscheidet Chhewang, dass wir den Truck nehmen nach Jomson, besser jedoch schon zum Bergdorf Kagbeni, wo der Mustang beginnt und wir unseren Trek.
Unser Fahrer wurde schon nach Kathmandu zurückgeschickt mit dem anderen Auto, deshalb bekommen wir einen Neuen: Javi. Javi ist die schwierige Strasse nach Jomson durch die Erdrutschgebiete schon am Vortag gefahren und kennt die kaputten Stellen auf der Strasse.
Lasst mich das "Autofahren" in Nepal noch einmal präzisieren. Gurte wie gesagt keine nötig, einer der Rückspiegel ist zertrümmert. Airconditioner geht in diesem Autochen leider nicht, zum Glück kann es nur kühler werden ab jetzt!
Mein Fenster lässt sich mit gutem Zuspruch und etwas beten runterkurbeln, Herberts Seite klemmt. Andreas sitzt vorne links auf dem Beifahrersitz und klammert sich am Airbag fest - ich versuche, die Strasse im Kopf "mit zu fahren" gegen Angst und Übelkeit.=)
Die Schlaglöcher sind ziemlich tief, es kommt also zu weiterem Gerummse!
Auf den Strassen schlendern Frauen mit Saris (rot bedeutet glaub, dass sie verheiratet sind), Männer in Trainer und Kinder in Schuluniformen, mit den Büchern unter dem Arm. Sie lachen so viel! Ein wunderbarer Anblick...♡
Oft muss man eine auf der Hauptstrasse chillende Kuh umfahren, die Hoheiten bewegen sich keinen Centimeter...Affen sitzen auf Gartenzäunen und warten bis irgendwo was geklaut werden kann, Hunde liegen zu tausenden auf den Gehsteigen, schlafend. "Lächle sie nicht an", mahnte mich Herbert. "Dann sehen sie deine Zähne und meinen, du drohst ihnen!"
Die Kinder jedoch lächle ich immer an und im Gegensatz zu den älteren, oft etwas skeptischen Frauen strahlen sie zurück. Blaue, goldene Augen in einem kupferfarbenen Gesichtchen, kleine Nasen, wunderschöne Lippen. Die Kinder sind so schön!, dachte ich am Vortag schon, am Phewa-Lake.
11:00: Der Fahrer lehnt nun seitlich an der Türe, das Steuer in der rechten Hand, hupt, wenn wir überholen wollen, kann mit der linken daa Handy bedienen, wenn einer anruft... Ich habe keine Angst, überhaupt nicht. Ein sich unsicherer, schweizer Fahrer in der 30er-Zone bei uns im Quartier macht mir mehr Sorgen als Javi, welcher sich dieser "Jomson-Sache" ganz sicher ist! Danja bhaat 😗

13:00: Nach einer SpaghettimitChillisauce-Mittagspause an in einer hübschen (Herbert: "himbeerbonbon"-farbenen) Lodge fahren wir weiter - und nun wird es aufregend! Die Strasse ist nun keine solche mehr, sondern ein Schlammplateau, über "unserem" Fluss () im Hang. Man kommt kaum mehr fahrend durch, sondern schlittelt und spult sich Meter für Meter durch den Matsch. 'Wenn du die Strasse rechts unten am Fenster noch siehst, dann landen wir nicht im Fluss' - ich sehe die Strasse (oder was eben als Strasse bezeichnet wird). Wie kommt man auf die bescheuerte Idee, hier mit einem Bus durchzufahren?!, denke ich, als einer vor uns stecken bleibt und es auch noch zu regnen beginnt!
Es steckt, geht nicht weiter und die Regentropfen werden schwerer. Auch ich weiss: wenn der Regen die Strasse noch mehr zerstört, dann kommen wir keinen Meter mehr weiter. "Einen Bivax haben wir doch alle nicht dabei..." dann Gummirauch.
Nun wird mir mulmig - vor allem wenn unser Auto mehr seitlich ausschlägt als nach vorne fährt.
Dann weiter. Vor 3 Stunden auf Asphalt haben Leute eine Leiche vor uns her getragen und schon da dachte ich: Alter Schwede!
Das hier ist trotzdem krässestens!
17:00: nun stecken wir im Regen, vor uns gabs einen Erdrutsch, rund 3 Busse und 5 Autos warten... vor uns ein Wagen mit einem fiebernden nepalesischen Kind, welches eigentlich ein Krankenhaus bräuchte. Ein Bagger (inzwischen sind die Dinger hier an einigen Ecken stationiert) räumt vorne frei, wärend der Regen die Strasse überspühlt. Entwarnung: das Baby hat kein hohes Fieber, wird es schaffen!
Chhewang hat immer noch Kraft und ermutigt uns. Jomson liegt ca 30 km vor uns, Pokhara 180 hinter uns. Aufgrund der schlechten Strassenverhältnisse und der heranrückenden Nacht können wir sicher nicht nach Kagbeni fahren, vielleicht reicht es auch nicht nach Jomson, dann übernachten wir in einem Bergdorf, Hütte,..oder dann halt gleich im Auto!
Vorhin war ich draussen, habe mit Andreas für das Baby ein fiebersenkendes Mittel gesucht was wir aber leider beide nicht hatten... Nun wieder im Auto, durchnässte Füsse, verklebt von oben bis unten. Ich habe keine Ahnung, wann es weitergeht und ob wir heute noch irgendwo ankommen wo es trocken ist... Hauptsache ruhig bleiben - keine Panik verbreiten!
17:30: wir kommen durch! Andreas' Ruhe hilft! Ich habe nur etwas Schiss um den Rücken - die Schläge den ganzen Tag schon sind immens. Ein Schild kündigt uns den neuen Distrikt an: Welcome to Mustang!
Es wird sicher noch eine weitere Stunde dauern bis Jomson. Unvorstellbar für mich gerade, dass du Leser vielleicht eine Viertelstunde liest, über einen solch nicht enden wollenden Tag!
Nun sind wir schon weit in das Kaligandaki-Tal (tiefstes Tal der Welt zwischen 8000er und 7000er-Bergen!) gefahren. Die Wolkenfäden lichten sich etwas, die Luft ist nun auf ca 2500Metern deutlich kühler und windiger! Ich erkenne nun, wie der Mustang aussieht: die Vegetation ist spärlich, die Felsen kantiger und die braune Farbe nimmt Überhand. Immer kälter wird es, als wir uns Jomson nähern, jeder Kilometer dauert... doch jetzt wo wir das Allerschlimmste überstanden haben und ich trotz der schleichenden Dunkelheit und dem Nebel das erste Mal die königliche Landschaft sehe wendet sich alles zu einer Safari!
18:00: in einem Teehaus am Strassenrand trinken wir Kaffee und dürfen stinkenden Yak-Käse probieren. Toilettenbesuch, das 5. Mal an diesem Tag muss man die Spülung selber mit einem Becher Wasser basteln, Toilettenpapier hat man am besten schon im Hotel geklaut, ausserdem sollte man einen sicheren Hockesitz haben...
20:00: daa Tal ist stockdunkel, die Lichter des Trucks sind an... Jomson in Sicht.
20:15: Jomson! Endlich.
In einer lieblichen Lodge werden wir die Nacht verbringen. Danja bhaat!! Überlebt und nicht abgestürzt! 👍






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