Mittwoch, 23. August 2017

Kathmandu: Arrival at Camp

...eine nette junge Frau begrüsst mich, nachdem Pema mich zum IDEX-Camp gebracht hat. Abschied von Stephan und Pasang wieder schwer, einige Umarmungen gab es und gute Wünsche.
IDEXs Camp ist in Kumaristhan im Nordwesten Kathmandus, einiges von Thamel entfernt und dafür nah der Boudha-Stupa.
Als erstes fällt mir die Anzahl an jungen Leuten auf, welche beieinander im Eingangsbereich "chillen", der mit dicken, gemütlichen Matten und Sofas ausgebettet ist. Sie sind alle in meinem Alter, Jungs und Mädchen. Viele Spanier - wie ich später herausfinde - und dann noch 2 Amerikaner, eine Irin, zwei Deutsche und eine Brasilianerin. Das gesamte IDEXteam ist auch nicht älter als 25, jedoch sehr gut organisiert und flexibel!
Nach dem Mittagessen (die Andern: "Reeally - Noodles AGAIN?? Lena, watch out, there is just noodles and rice, every day! You'd rather check out for every meal and get better food in Thamel!" OK 1. lesson learned.) bespreche ich mit Sarah und meinem Guide für den Poonhill-Trek meine 3 Wochen: den Chitwanpark skippen wir im Einverständnis - die Strassen und das Wetter sind zu schlecht, es wäre sowohl im Park kein Vergnügen, die Schlangen suchen das Festland bei all dem Wasser, die Tiger suchen das Gebüsch - und die Gefahr, dass ich meinen Heimflug verpasse, steht zu 50% fest!
Dass ich auf dem Trek einen weiblichen Guide habe beunruhigt mich nicht, dennoch kann dies schwierig sein. Ich habe Mühe, auch wenn Sanyia eine total süsse und liebe 23jährige ist, Freundschaft zu binden, MICH zu binden an sie. Ich bin so sehr im "Reisen" dass ich mir auf den Trekkings eine gewisse Anonymität wünsche, einen Abstand, viel individuelle Zeit für mich und alleine. Mit einem Guide ist dies kein Problem, mit einer Freundin ist es schwierig, es geht quasi nicht, ist unhöflich, asozial und irgendwie macht man das nicht! "Are you bored with me?", fragt sie schon auf der ersten Autofahrt zum Touristcenter, um den Permit zu holen. "No!! Not bored, just thinking, just tired" erwiedere ich. "I am worried about you - did I do something?"
NO!! Das genau ist es was ich nicht will: Komplikationen, Unsicherheiten, Verletzungen, Missverständnisse. Und zwischen zwei Frauen kann dies - das wissen wir alle - sehr schnell vorkommen!
Ich muss mich vielleicht selbst ändern. "I was teached to see and treat you as my god", sagt Sanyia und blinzelt mich von unten mit ihren Rehaugen an.
Ich will nicht ihre Göttin sein. Aber auch nicht Beste Freundinnen - bis wir den Trek geschafft haben. Abends haben wir schöne Stunden zusammen unter den Volonteers, die Jungs sind unglaublich lustig, die Mädchen fröhlich und sehr lieb. Ich freue mich richtig, wieder Jugendliche um mich zu haben, einige Hühner, Kumpels, ich bin wohl unter den Leuten, welche über das Essen meckern, von ihren Projects erzählen, sich gegenseitig necken und gleichzeitig einen solch wunderbaren Zusammenhalt haben, wie ich es mir für ein Team wünsche!

Am Tag darauf machen Sanyia und ich eine Sightseeingtour durch Kathmandu. Durbar Square, Swayambhunath (der Affenberg), welcher mir am besten gefiel, Pashupatinath, das öffentliche Krematorium, zum Schluss Boudha, die grosse Stupa im Stadtinnern, wunderschön und majestätisch!
Dort dann wieder kleine Schwierigkeiten mit Sanyia, Missverständnisse über mein müdes Schweigen auf dem Heimweg - ob ich wütend sei auf sie? Ob ich denn nicht einfach sagen könne, was sie falsch gemacht habe?
Und meine Versicherung, ich sei nach 6 Stunden Stadt und Laufen, Gerüchen und Impressionen, zusammensein und plaudern einfach müde und sei zufrieden!
Ich könne ihr doch sagen was mich bedrückt! - und da werde ich ungeduldig: "Du hast nichts gemacht Sanyia, it's because of ME: I am just tired and talked much today!" Und sie erschreckt sich sogleich an meinem entnervten Tonfall... Mannomann, denke ich, ich muss unbedingt einen Umgang finden mit ihr welcher für Beide irgendwie stimmen kann!
Nachmittags denke ich noch einmal speziell an Pashupatinath zurück. Die Tote Frau, welche bei unserem Besuch gerade verabschiedet wurde, in weises Leintuch gehüllt wurde erst am Fluss gewaschen, dann das entblösste Gesicht geschmückt. Die Familie stand rundum, weinend, teilweise richtig aufgelöst und verstört...
Dann wird Wasser in den Mund gegeben, damit die Seele gleich in den Himmel gelangen kann, dann wird erst der Mund und dann der Körper angezündet. Männer brauchen etwa 3 Stunden, um zu Asche zu werden, Frauen 4-5 Stunden.
Die Brennenden Körper geben bei Dunkelheit gespenstisch-schöne Anblicke, den Rauchgeruch hätte ich nicht besonders anders empfunden, deshalb roch es für mich nicht mal so schlimm - bis auf das Wissen, dass es kein normales "Barbecue" ist sondern viel mehr als das!
Das Brennholz und die Asche wird im Anschluss zusammen in den Fluss geschoben - die Angehörigen des Toten die ganze Zeit über anwesend...

Am Nachmittag kommen wir ins Camp zurück und Sarah steht schon bereit - "We're making a party because tomorrow there is the festival in Kathmandu! You gonna dance in a Sari!" (Das haben die wohl heute Morgen erfahren, dass Festtag ist, wie immer, denke ich und sage:)
"I can't dance!" Als ich mich aber verdrücken will schlingen sie mir schon ein oranges Tuch um den ganzen Körper - ich sehe darin etwa so bescheuert aus wie bei unseren Eurythmiestunden...
Das Tanzen ist mehr lustig als schön oder kulturell spannend. Auch einer der Jungs trägt den Frauensari, dazu noch den Roten, welcher für "verheiratet" steht, und hüpft zwischen dem Koch und den Hausmädchen umher. Mandy, Megan, Laia, Emma, Renate, Shana und ich stehen ziemlich blöd da weil wir die Handbewegungen und Hüftkicks der Tanzexpertin überhaupt nicht nachmachen können, dann aber machen wir ihnen eine Freude indem wir einfach den europäischen Discotanz aufführen und etwas improvisieren. Das finden die Nepali-Jungs spannend und wir werden mit "Joooo" und "whooooo" angestachelt und eingekreist.
Ich sehe, dass beim asiatischen Tanz sehr viel Mimik, Schauspiel und "Geschichtenerzählen" dabei ist, dass es nicht bloss um die Körperbewegungen geht. Dennoch bin ich erleichtert, als ich mich wieder aus meinem Sari schälen kann!
Als ich danach meine ersten Dinge zusammenpacke für die Fahrt nach Pokhara am nächsten Tag merke ich, dass meine Sonnencreme aufgebraucht ist. Da ich sowieso noch Wasser holen muss mache ich mich also auf den Weg zum Supermarkt. Endlich - ich hatte es gestern schon kennengerlernt - wieder ein Einkaufszentrum! Linol-Böden, grosse Regale und Frucht und Gemüsetische, Kühlschränke und abgeteilte Regale: Grocery, Diary-products, Beauty, spices, bread.... Eigentlich HASSE ich solche grossen Warenhäuser zutiefst! Bloss in Skandinavien, weil es dort danach dann wieder lange "nichts" mehr gibt im weiten Gelände, gehe ich freiwillig und stressfrei hinein. An allen andern Orten der Welt bekomme ich Stress und Drang zur Flucht. Doch hier ist es wichtig, dass ich reingehe, das weiss ich. Zu lange habe ich nur kleine Marktstände gehabt und gesehen, zu lange habe ich mich dem Reichtum, Wohlstand und der westlichen Zivilisation entwöhnt - und ich will keinen Kultur- und Warenschock haben wenn ich in die Schweiz zurückkehre!
Langsam wieder angewöhnen ist also ganz gut!
Doch an der Geduld mit den Nepalesen muss ich immer noch üben. Sehr schnell rege ich mich auf, wenn einer mit dem Auto fast meine Schenkel streift oder mich ein Töff fast rammt, wenn eine Frau vor mir viiiel zu langsam schlendert und ich im Gedränge hinter ihr gehen muss, wenn mir kleine Kinder im 30cm-Abstand folgen bloss aus Neugier - oder Langeweile...?
Nicht aufregen, es ist nicht dein Land..., sage ich mir dann immer wieder leise. Nicht aufregen!
Meine Geduld ist ja auch zuhause eher spärlich ausgeprägt - vielleicht wird sie besser, während ich hier bin?

Für Freitag mit Chhewang in Pokhara abgemacht - Kino!
Ich freue mich, ihn zu sehen und auf einen gemeinsamen Kinobesuch! Need that! Wenn mir zwei Dinge am meisten fehlen hier sind das mein Fahrrad🚲 und das Kino! Denn wer mich kennt weiss dass ich jedes zweite Wochenende mind. ins Kino gehe ;) 

Boudha Stupa ❤

Sunset at the Camp 🌄

Kathmandu von oben...

Pashupatinath


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