Mittwoch, 30. August 2017

TREK nach Ghandruk


30.8.- 6:30 Uhr. Die Haus-Oma klappert (war abgemacht) an unsere Zimmertüre. Wir gehen nach unten und bekommen eine wunderbare Sicht auf die Gipfel Annapurna south und den Macchupuchare geschenkt, welche über den noch im Schatten liegenden Berghängen hervorstechen. Herausragend ist das treffenste Wort, grandios, wunderschön, schneebedeckt und pfeilspitz weitere passende Begriffe. Besonders der Macchupuchare ist sehr scharf, fast meint man, er sei mit seinen 6600m höher als die Annapurna (8002m)!
Sanyia und ich stehen zwischen den Locals vor dem Haus und schauen, dann lege ich mich noch einmal eine Viertelstunde hin da ich am Vorabend erst sehr spät einschlafen konnte...
Wärend dem Steilen Abstieg zum Fluss Komrong Khola habe ich irgendwie, wie am Vortag, das Gefühl der Übelkeit. "I am pregnant Sanyia", witzle ich und sie starrt mich mit grossen Knopfaugen an. "I did not know...!", beginnt sie und stimmt in mein Lachen ein. Ich wende den alten Mandeltrick an: gegen Übelkeit hilft es mir manchmal, ein paar Mandeln langsam nacheinander zu knabbern - und so wird es tatsächlich besser (müsst das mal ausprobieren!).
Nach der Flussüberquerung (und ich vergeblich versucht habe, wärend dem Laufen {!!?} meine Unimodule zu buchen bis ich realisiert habe dass es in Zürich erst fünf Uhr früh ist und die Module dann noch nicht aufgeschaltet sind😂) beginnt ein eckliger, schweisswassertreibender Aufstieg von einer guten Stunde (!!) bis nach Komrong Danda. Dort setze ich mich hin, warte bis sich meine Schweissgewässer zur Ruhe gelegt habe und stürze erst einmal einen Liter Wasser. Wie immer, wenn ich in meinen Trekkingshorts ankomme bei Locals blicken die Frauen (zwar neutral, dennoch irgendwie etwas "verbissen") auf meine nackten Beine, dann zu mir hoch, und lächeln trotzdem. Ich bin weiss und darf das, scheinen sie zu denken.
Da wir hier wieder gleich hoch sind wie in Chomrong (hätte es doch eine groooosse Hängebrücke vom einen zum anderen Berg gegeben..😫) fröstle ich bald wegen dem Schwitzen und dem Wasserverlust des Körpers (der Körper braucht Flüssigkeit für eine schützende Temperaturregelung🌡).
Bei der kurzen Pause spüre ich plötzlich einen stechenden Biss an meinem Schienbein. Schnell spicke ich den grösseren Blutegel weg, welcher sich schon an mir vergreifen wollte - es blutet gleicj sehr stark, wenn auch nur ein kleines Beisserchen, denn die Blutegel finden die "Blut-Locations" sehr leicht!
Nach dem der Kerl weg ist, juckt es sehr stark - auch ein harmloses Merkmal dieser "Lychies"!
Auf dem Weiterweg treffen wir häufiger Wasserbüffel an als davor - Sanyia hat ziemliche Angst vor ihnen da sie offenbar mal etwas heftiger angeschubst wurde auf einer Trekkingtour... 🐃
Ich versuche es einfach mit dem Gedanken, wieder wie damals im Schwarzwald oder in Kanada auf der Farm zu sein und dann ist die Angst weg - da bleibt bloss der wichtige Respekt. Mit einigen "Schhht"s oder "Heoo!" lassen sich die Tiere von den Wegen verscheuchen und so kommen wir bis Ghandruk durch, auch wenn das letzte Stück leider durch Verkehrsregelung so verlief, dass wir hinter den dicken schwarzen Hintern bleiben mussten...:)
Ghandruck ist wieder grösser und bewohnter als die vorherigen Dörfer - auf dem Einmarsch unter dicken Baumdächern und zwischen vielen Mäuerchen und Gärten (!) kommen uns einige Schulkinder entgegen und ein kleines Mädchen entdeckt die Kette, welche mir meine Mutter auf die Reise geschenkt hatte und welche ich nun seit 6 Wochen immer trage. Ich spüre förmlich, wie sie in ihrem Köpfchen sämtliches Englisch zusammenkrümelt und dann sprudelt es aus ihr heraus: "Your collar is veeeery nice!"
Ich freue mich sehr an diesen Kindern.
Das Mittagessen ist schwächlich - für beide, Sanyia und mich. In meinem Essen ist das Gemüse noch ganz schmutzig und bräunlich, Sanyias Kartoffelsuppe ähnelt einer Mehl-Boullion. Sie kann nicht essen, ich versuche es - immerhin wurde es abgekocht und Keime sind nicht mehr drin - doch danach sind wir dennoch sehr froh, angekommen zu sein! 🏆
Nach dem (heute nach all dem Klettern und Schwitzen dringend nötigen) halbwarmen duschen kann ich - endlich, nachdem die Uni-Seite den Systemzusammenkracher in der Schweiz behoben hat - meine gesamten Module buchen. Ich kann es selbst fast nicht glauben- da sitze ich vor den Bergen des Himalayakammes und buche zwischen faulem Essen, kalten Duschen, Blutegeln und Wasserbüffeln mal eben meine Uni-Kurse!
Was für ein Spass - doch jetzt wird noch nicht an Schwedisch, Edda, Linguistik und Kafka gedacht - erst gehen Sanyia und ich in einem kleinen Hinterhof traditionelle Gurung-Trachten anziehen und lassen uns fotografieren. In dem kleinen Café fällt mir noch eine Knigge ein, welche ich den allenfalls interessierten Zukunftstrekkern und meinen Freunden zusenden will: ihr könnt in Nepal nicht erwarten, eine Speisekarte oder gar die Frage nach dem Wunsch erwarten... Es ist grundsätzlich so, dass man reinkommt in die "dining hall" = ein Raum mit 2,3 Tischchen wo in der Regel Ketchup, die typische grüne Chillisauce, Zucker, Salz&Pfeffer und ein Gestell mit allem möglichen Besteck steht - und natürlich die dreieckig gefalteten Servietten, welche so klein sind, dass man sich damit einen einzelnen Fingernagel putzen kann ;)
Man kommt also rein und es könnte sein dass man erst einmal eine halbe Stunde in Ruhe sitzt - dann irgendwann ruft die Lust nach Kaffee *-hust-braunemWassermitNescafé* und man geht mal nach den Hausherren suchen. Sie sitzen dann meistens zusammen mit Familie und Nachbarn, einem Kind, vielleicht einem Katzenwurf oder so in der Küche und haben es in der Regel ziemlich lustig :)


Machhapuchhre und die Annapurna south im Morgenlicht - wahnsinn! 

Der Saum des Himmels (stückweise - da unfassbar!) 

Unser Annapurna-Loop 😊

Fascht draufgsesse bini....;)

Ghandruk

Sanyia und ich in der traditionellen Gurung-Kleidung


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen