Donnerstag, 10. August 2017

Meine Jeep-Allergie. (10.8.- Kathmandu)

(10.8., 12:00)...und wieder sitzen wir am Flughafen in Pokhara, wieder müssen wir nach einem ganzen Morgen warten entscheiden, mit dem Jeep zu fahren. Also nach 3 Wochen immer noch keinen Inlandflug innerhalb Nepal...😣 Kann wohl auch nicht klappen zu Monsunzeit! Ich spüre wie Chhewang ungeduldig, vielleicht sogar etwas wütend ist. Mir ist es grundsätzlich egal, ob wir eine Nacht warten bis morgen und dann zu fliegen probieren - oder gleich den Jeep nehmen. Ich weiss nur, dass ich momentan am liebsten ganz nach Hause, zumindest irgendwo nach Europa, reisen würde. Weg aus diesem Regen, weg aus dieser Unsicherheit, weg von allem!
Es ist zu viel umplanen, zu viel Jeep, zu viel landslides, zu viel.....

Für diese Fahrt setze ich mich in die Mitte, damit Chhewang etwas schlafen kann zu meiner Linken. Ich weiss genau, dass er (wie auch ich selbst) lieber in Pokhara gewartet hätte um zu wissen, ob der Flug nachmittags auch noch gecanceled werden würde, doch die beiden Männer wollen autofahren - sie täten den Nepalesischen "60% chances", "maybe"s und Versprechen nicht trauen.
Chhewang wirkt genervt, ich bin es auch. Man hätte doch die eine Stunde noch abwarten können, notfalls eine Nacht in Pokhara bleiben (das Hotel kostet nichts mehr) und allenfalls am Tag darauf, wenn das Wetter immer noch schlecht sein sollte, den Jeep nehmen. Man wäre um Mittag herum in Kathmandu!
Vielleicht ist es das europäische Misstrauen, was uns da das Abwarten verbaut. Ich habe mich da schon so um- und eingestellt, dass ich Chhewang vertraue und allenfalls eine Nacht gewartet hätte mit ihm.
Nun merke ich - und bin fast erleichtert über diesen Ärger, welcher mich etwas aufleben lässt - dass ich vielleicht doch einen Tapeten-, Orts- und Gesellschaftswechsel brauchen kann - Neydo liegt nun noch einen Tag entfernt.
Abends in Kathmandu werden wir also duschen können und morgen haben wir alle noch einen halben (ich je nach Chhewangs Patenkind-Plänen einen ganzen) Tag in Kathmandu. Dann Kloster, dann Pinienwald und Schreiben (gestern konnte ich innerhalb von einer Stunde Microsoft Word herunterladen - und habe gleich den ersten Satz {für welchen ich, bis er gut war, weitere 10min brauchte} geschrieben).
°•°•°•°•°
Die Fahrt nach Kathmandu schrecklich. Yer Fahrer, durchgehend merkte man an seinem Fahrstil dass er genervt war und Stress hatte, fuhr meistens mit 80km/h in schnellen Schlangenlinien zwischen den Lastwagen und Bussen durch, musste dann teilweise aprupt abbremsen und sich wieder ordnungsgemäss links einordnen. Als er (wo wir alle schon patschnass und ich mit den Nerven am Ende waren) dann noch versuchte, einen hinten rauchenden (er hatte somit keine Sicht auf die Gegenfahrbahn) Lastwagen zu überholen, brach mir der Damm: "Could you PLEASE watch out better!?"
Erst nach Sieben Uhr dann waren wir beim Hotel und assen gemeinsam ein letztes Mal zu Abend...
Oben im Zimmer dann beendete ich den Knausgård, pünktlich vor dem Neydo!
Ich werde mir vielleicht "Spielen" oder "Sterben" kaufen müssen in Kathmandu - hoffe aber, dass ich in meine anderen Bücher schnell reinkomme :)

Bei der Einfahrt in Kathmandu fiel mir übrigens etwas ganz spezielles auf. Es begann mit dem beissenden Geruch, welcher schon in den Vororten durch die offenen Autofenster strömte und sich mir in der Nase festsetzte. Weiter und weiter quälten wir uns von Norden her in die Stadt, quetschten uns durch die Stände und Läden, die Motorräder und Menschen. Dunkelheit umhüllte uns teilweise, die Nepalesen sind ab und an der Auffassung, dass das Einschalten der Lichter diese abnutzt...;)
Erst als die Strassen wieder breiter, dh, etwa achtspurig werden, werden teuflische Waden (Herbert: "wie Sandsturm in der Sahara!") Sichtbar, die Luft ist echt sehr verschmutzt.
Meine Aufmerksamkeit wurde aber mehr von den etlichen verschiedenen Gerüchen angezogen. Gekochtes, würziges, Abgase, Aborte, dann wieder der süssliche Geruch eines Standes, ein Schwerer Geschmack bei Gaststätten oder Tankstellen. Offene Flächen trieben kühle Nachtluft herein, welche aber kaum frischen Sauerstoff enthielt und man somit nie eine richtige Befriedigung beim Atmen erfuhr. Wieder schnaufte ich also zu wenig, um der schweren, scheinbar überfüllten Luft auszuweichen - bis ich einfach durch den Mund atmete, weil mir schwindelig wurde. Dass es im Stadtinneren wieder um einige Grad wärmer ist, kommt sicherlich auch vom vielen Verkehr, dennoch ist die Luft nicht ganz so feucht wie in den Wäldern der Pässe.
Einmal glaubte ich sogar, den Rasiergeruch und den Duft frischen Shampoos zu riechen, als wir uns an einem Salon vorbeidrückten - doch vielleicht war ich auch einfach viel zu müde um die Sinne zu unterscheiden!

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