Sonntag, 27. August 2017

TREK to Ulleri (2000m)

25.8. • Am Morgen steigen Sanyia und ich, bepackt mit einem Kilo Äpfel, einem Pack gekochter Eier und einem Beutelchen Salz in den Bus in Richtung Nayapul. Dabei entscheiden wir, anstatt den ersten Trekkingteil der Strasse entlang zu laufen, eine Station weiter zu fahren und erst ab Birethani zu laufen. Die Busfahrt ist schrecklich. Der "Boy", also der Junge der das Geld einsammelt (so was wie Tickets gibt es nicht) steigt alle paar Meter wieder vom Fahrzeug, weil er da Tabak kauft, dort eine Schachtel Cola mitnimmt, dann noch Handyguthaben kauft, Obst auflädt....und dabei immer in einem auf eine unangenehme Art bekiffte oder beschwipste Art rumkreischt und gegen die Fahrzeugwand haut, oder aber mit den Händlern quatscht. "EH, BHANI!", ermahnt in Sanyia, wir würden ankommen wollen vor Mittag! Bhani bedeutet "Bruder" auf Nepalesisch (Didi würde Schwester bedeuten), man nennt sich so unter Freunden. Wunderschön wie ich finde, und weil ich die Bedeutung dahinter kenne weiss ich auch, warum Sanyia immer sagt, wenn uns jemand nach der Mission zweier so junger Mädchen fragt: "We're travelling as sisters!"
Von Birethani aus geht es, rauf und runter, Plattenwege durch grüne Vegetation, wie sie im Mustang nicht denkbar gewesen wäre! Vögel zwitschern und alles "tönt" irgendwie, nicht mehr so still wie im Mustang!
Schnell ist klar: Sanyia und ich haben komplett verschiedene Lauftempi. Sie bleibt schon nach einer Stunde weit hinter mir zurück - aber das ist wahrscheinlich mein Fehler, denn ich laufe aus Gewohnheit schnell. Zu schnell vielleicht - und ich trage sicherlich knapp 10Kilo (Träger haben wir wie gesagt keine). Was hätte ich denn noch in Pokhara lassen können? (Leseratte welche sich strikt gegen Kindle wehrt weil sie echtes Papier in den Händen halten will: Knausgård 5 wiegt viel😂)
Die Sonne brennt auf mich herunter und mittlerweile bin ich nass. Ich wusste nicht, dass ich so schwitzen kann...
Bei einer Kurve bestelle ich, bloss um die Ausrede fürs Schattennutzen habe, bei einer Nepalifrau einen "black coffee" und bekomme das schon erwartete bräunliche Wasser welches auch nach bräunlichem Wasser schmeckt. Zum Glück hatte ich in Pokhara bisschen Nescafépulver und Coffeewhitener gekauft - so lässt sich frisieren.;)
Sanyia kommt spät - und nachdem ich mich versichert habe, dass auch sie während dem Laufen eher still ist und es ihr nichts ausmacht, wenn wir getrennt laufen und ab und an aufeinander warten, gehe ich weiter.
In Hille, einem hübschen Bergdörfchen setze ich mich - nachdem ich mich unter einer Herde "Mulis" befreit habe - in den Schatten einer Lodge und trinke eine Cola ("you wanna cold?" - "Yes! I'll kill you if you give me a warm one!" ...Leider verstehen die Nepali kaum englisch wie schon einige Male angetönt, somit reicht es niemals für Sarkasmus und somit - naja das Wort "kill" sorgte für zwischenzeitliche Aufregung.😂)
Nach Mittagspause in Hille entscheiden Sanyia und ich, Tikethunga zu passieren und noch weiter zu laufen als für heute geplant - näher an Ghorepani ran! Und so steht fest dass wir das harte Stück des "Millenium Treks" (weiss noch nicht genau ob unsere Route so genannt wird oder nur das genannte Stück!) heute machen. Gut 3500 Stufen warten auf uns und knapp 1000 Höhenmeter dabei. Das Stück zwischen Tikethunga und Ulleri, wo wir hinwollen, besteht nur aus Stufen, der gehasste Part aller Trekker (lieber Kerl, der du diesen Teil geniessen konntest - fühle dich von meiner Teilnahmslosigkeit nicht gekränkt, ich bin nur real!).
Die Stufen sind unterschiedlich gross und klein, doch alle pferdesicher, sodass die Herden es auch schaffen können.
Ich verstöpsle mich mit "Tigermilch" von Stefanie de Velasco, höre ausser der Geschichte nichts und niemanden mehr, schnalle Rucksackmonster enger und stapfe nach oben. 1,2,3,...56,57,57....347,348,349,...1003,1004, 1005... 1300,1301,(manchmal habe ich Ehrgeizphasen)1303!,... 1678,(und dann fällt es wieder unglaublich schwer und die Welt bricht mir zusammen)1678,1678,1678....
Plötzlich beginnt es zu donnern und zu regnen, und ich setze mich nur kurz hin, packe Kamera und Handy in Plastik und den Rucksack in die rote Hülle.
Irgendwann kann ich fast nicht mehr, ich laufe seit knapp 2 Stunden, doch ich will keine Pause machen. Ich bin durchnässt - nicht von Regen, sondern vor Schweiss. Es tropft überall!
Endlich heisst es --> "Ulleri, 5min"
Oben angekommen schlurfe ich zu einer Lodge und als die Hausfrau mich sogleich "stresst": "Hello, we have room?", schaffe ich es - endlich!- geduldig zu bleiben und sage, ich würde gerne erst einmal ankommen!
Sanyia erreicht Ulleri 45min nach mir - ich bin inzwischen getrocknet und habe die Beine wieder etwas sortiert... Wir gehen in ein kleines Guesthouse, duschen, legen uns aufs Bett - und pennen nebeneinander ein.

19:00 Uhr- Sanyia ist erkältet. Die Klimaanlage in Pokhara hatte mir nichts ausgemacht, da ich davor im Mustang war - ziemlich sicher konnte ich mich abhärten! Doch sie schnupft und hat Halsschmerzen. Hoffentlich wird sie nicht krank, auch wenn Poon Hill keine gefährliche Region ist.
Doch mit dem Wunsch zu schlafen wird sie plötzlich "guidemässiger" und schlägt vor, was ich machen kann bis sie zum Abendessen runterkommt. Mir ist es ganz recht, da bin ich nicht heikel! Ich setze mich mit Taschenlampe und Buch in den unteren Stock, Strom geht noch nicht. Die kleinen Mädchen klettern jedoch flink die Wände hoch und nageln an Kabeln herum - damit die Glühbirnen zu brennen beginnen! Jetzt trage ich einen Faserpelz - es wurde doch sehr kühl!
Ich erkenne alles wieder: den Minimalismus, die sonnengebräunten, flachen Gesichter der Gastgeber, die Menuekarten, zerflettert und vergilbt. Es gibt Eggs, Potatoes, Chowmein (gebratene Nudeln), rice (fried-gerichte und Daal-Gerichte), soups (aber nicht mehr die von mir geliebten Thupkas und Thentuks wie im Mustang oben), Momos und - im Gegensatz zum Norden auch ca 2 "Salatversuche", von welchen man aber die Finger lassen sollte... Dann noch die "specials": rice pudding und curd in verschiedenen Formen und oftmals Apfelstrudel (von Gebäcken lasse ich auch die Finger, da sie oft sehr lange an der Strasse im Schaufenster an der Sonne gelegen haben). Teeauswahl (meine Wechsel zwischen Lemon Tea, Masala Tea {mit Milch und dem Masalagewürz} und Ginger Tea wiederholt sich hier unten wieder) - so schade hat hier niemand je was von Rooibos gehört, meiner Lieblingssorte!
...Knausgård will Bücher kaufen, Poems um genauer zu sein, da er Studieren wird und noch fast keine Poems gelesen hat! Same here - er lässt mich an meine bevorstehende Studienzeit denken. Wird es mir dabei gut ergehen? Habe ich immer noch Recht in meinem Glauben, dass ich genau richtig ausgewählt habe?
Ich freue mich sehr darauf, Studentin zu sein und auch wenn Basel und Freiburg wunderbar sind bin ich in Zürich sehr gut aufgehoben!
Ich denke an Sanyia, oben liegend und hoffentlich sich erholend von den Strapazen (das Mädchen klettert in blossen Sportschuhen und Leggins, als Hindu will sie keine kurzen Hosen tragen). Ich kann ihr bloss vorschlagen, dass ich alleine gehe und sie in Pokhara wartet (wenn sie morgen schlimmer aussieht und es nicht besser wird werde ich sie zwingen müssen, denn als Guide und in ihrem Bestreben wird sie nicht aufgeben!) oder wir den Zusatz-Abstecher Poon Hill und/oder den nach Chomrong weglassen....

Blick über das neblige Tal - wir steigen langsam wieder über 2000m...

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