Mittwoch, 30. August 2017

TREK nach Chomrong

29.8. • und weiter gehts heute! Wir verlassen Tadapani um 8:00 Uhr und folgen dem steinigeren Weg nach unten, durch dicken Dschungel und Nebel (aber heute ohne Regen!). Bei der Abzweigung nach Ghandruk nehmen wir aber die andere Seite nach Chomrong. Die Heissen Quellen, wie wir später erfahren, sind jetzt in der Monsunzeit durch Erdrutsche leider zerstört worden und "unbebadbar", doch das macht nichts. Die Strecke geht erst ca 2 Stunden abwärts, wobei ich meine Unterschenkel ziemlich zu spüren beginne, dann, nach einer Hängebrücke bei Gurajon, kommen wieder Stufen nach Oben. Durch meine Hörbuchtaktik macht es mir nicht viel mehr aus, inzwischen ist auch irgendwie etwas Gewohnheit eingekehrt... "Up and Down, Step by Step" - und wie im Mustang kombiniere ich die schnelle Atmung mit den Schritten nach oben - so geht es!
Irgendwann, als ich mich nach knapp 2 weiteren Stunden schon Chomrong nähere, ein besorgter Anruf von Sanyia. Ich hatte sie wieder einfach zurückgelassen! Schnell nehme ich ab, mit ziemlich schlechtem Gewissen. "I'm just worried about you!", sagt sie. "Wait for me there!"
Also gehe ich nach Chomrong, einem typischen Gurung-Dorf (bestehend aus ca 3 Lodges und 4 Familienhäusern) und setze mich auf den Vorplatz unserer (wie ich vermute) Lodge. Sanyia kommt, im Schlepptau eine Deutsche welche zum Annapurna Basecamp (gleicher Haltepunkt, nur nach oben) will. Gleicher Ablauf, immer wieder: man sagt in Englisch Hallo und den Namen, DANN, wo man am Vortag gewesen ist, DANN, wo man hintrekt, DANN wie lange man in Nepal ist, DANN was man studiert und erst am Schluss KÖNNTE man herausfinden, dass die Gesprächspartnerin ebenfalls Deutsche ist und lacht :) Man beginnt also immer mit dem Moment, man IST in Nepal - und wo die Welt einen beherrbergt ist vorerst einfach kein Gedanke, nicht Thema. Bis eine Gemeinsamkeit aufkommt, die einen verbindet... 💛
Sanyia ist mir zum Glück überhaupt nicht böse für meine grösseren Wanderschritte - sie will bloss ihren Job gut machen denke ich!
Nach dem Mittagessen ist mir plötzlich sehr schlecht. Es fühlt sich nicht "krank" an, mehr nach einer Nahrungsmittelvergiftung, doch Sanyia hatte ebenfalls die Chicken-Soup und spürt nichts. Nach einer lauwarmen Dusche gehe ich also zu Bett und finde über Youtube, bevor ich etwas döse, eine wunderbare Sängergruppe Schwedens, welche ich kurz, um es "gesagt zu haben" nennen will - "Vokalensemblen Urkraft" 🇸🇪☺
Und nun schnell wieder nach Asien, keine Abschweifungen mehr Lena! Als ich mich wieder aufraffe um ein Kaffee zu trinken, erkenne ich wieder einmal die niedrige Bildung hier, vor allem der Frauen... Die wenigsten verstehen Wörter wie "restaurant", auch wenn es gross und fett (handgemalt - immer!) an der eigenen Lodge steht. Wenn man also fragt, ob denn das Restaurant offen wäre und man sich etwas hinsetzen könne, passiert es oftmals, dass das Mädchen mit "Eeeh No." antwortet, und im Moment wo man weiterlaufen will, kommt nochmal jemand hinter einem her und fragt: "Do you want Coffee Ma'am?"
Ich sitze fast zwei Stunden in einem kleinen Teehaus auf dem Hügel, welches ich nach einer steilen Steintreppe gefunden habe. Eine süsse Kindertasse mit Pulverkaffee macht mich inzwischen schon sehr glücklich - vor allem weil ich meine Beine heute doch etwas mehr spüre. Und Fersensporn, wie im Mustang (autsch!!- gemeine Sache!), nur jetzt am anderen Fuss 😂 das wird sich zuhause, wenn die Schuhe nicht mehr so dicht sitzen (AllStars, Sneakers, Moccassins...!!*vorfreu*) alles wieder legen!
Ich schreibe lange Tagebuch - denke, schreibe, schaue raus, denke, schreibe... und immer wieder mache ich kleine Skizzen und Tabellen, über Leben und Zeit, Studien, Theorien, Vorhaben und BucketListen... es tut gut, dass ausser mir nur eine Nepali auf einer "Britsche" liegt, denn auch wenn das Zusammenkommen und Aufeinandertreffen mit anderen Trekkern und Locals sehr schön ist, bin ich hin und wieder gerne etwas alleine... Sanyia lässt mir da sehr, sehr viel Freiraum! Wenn ich runterkomme - oft etwas im Bedenken dass sie sich vlt langweilt - finde ich sie meistens auf dem Platz hockend vor, mit den Kindern spielend, mit den Familien quatschen (das verstehe ich dann jeweils nicht - ich kann immer noch kein Wort Nepali^^) und dann rufen sie mich jedesmal fröhlich zu sich - dann kann ich die frisch geschälten Kartoffelm mit Chillisauce probieren oder (das war super!) süss schmeckende, geröstete Maiskörner.
Manchmal bin ich etwas verlegen, wenn die Mutter ("Didi") etwas auf Nepalesisch sagt zu Sanyia und dabei merklich MICH meint und ansieht, denn dann weiss ich nicht genau, was sie meint oder was sie von mir denkt. Doch Sanyia, so kenne ich sie, würde sofort übersetzen, wenn es mich direkt betreffen würde! Oft sind es einfach Bemerkungen zu Blonden Haaren, heller Haut oder meiner Grösse - wie mal erwähnt sind die Nepalesen alle sehr klein, höchstens 1.60m. 👯

Was hier im Annapurnatrekking sehr schön ist: dass mein Guide und ich zusammen essen, dass sie mir nicht immer zuerst serviert und selbst erst essen (darf) wenn ich versorgt bin. So war das im Mustang, Chhewang und die Träger, alle haben immer erst spät gegessen, ohne uns, in der Küche... Teetrinken mit "den Gästen" war alles mögliche irgendwie - und dann sind sie alle verschwunden.
Hier habe ich fast mehr Kontakt durch Sanyia, mehr Alltag und Normalität, ich bin weniger Tourist oder Trekker, nicht Gast oder Reisende - ich darf einfach hier sein! Auch fühle ich mich nicht gross als "Permit-Träger", auch wenn ich einen habe mit meinem Passfoto drauf - aber es fühlt sich nicht wie im Zoo oder mit einem Billet im Kino an. Er ist einfach dabei, in Ghorepani wurde er unterschrieben wie in Muktinath damals - aber in einer Ruhe und Gelassenheit, keine Musterung oder Nachfrage!
Gemütlich sitzen Sanyia und ich gegen Abend vor der Hütte mit den 2 Hunden und einer Babykatze, welche kaum Haare hat (krank?) und sich in meinem Arm einkringelt. Sie ist klein, leicht und zierlich - und ich liebe es, diese kleine Katze zu beschützen und zu streicheln... 💜
STEPS😢

Abends ein Regenbogen! Es war Sanyias erstes Mal, dass sie zwei gesehen hat🌈 Zusammen sassen wir vor dem Haus und haben die Farben gezählt: violett, dann blau, grün, gelb, orange, rot und zuoberst ein Hauch rosa...♡

Himmel über Chomrong abends...


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