Samstag, 12. August 2017

Pharping und der Fuchsbau 🏯🏰

“Namaste!
I am a swiss young woman (21 years old), travelling for the first time alone. After 3 weeks of trekking in the Mustang, I planned to stay in the Neydo Hotel near Pharping to have a break from trekking - my next program with IDEX starts on the 21.august in Kathmandu.
Now I realized, that I am quite unconfortable in the monastery Neydo, of course thats not because of the personal or the service, it just feels "wrong". Since this is my first time in Nepal and also the first time travelling alone, I really want my journey to be good for me and not something to be scared of... since I love to read and write, I thought that maybe your Studio would be better for me, to just be on my own, maybe cook sometimes on my own, like living alone and have some more individuality... I am a curious, kind but calm person who would love to meet you and spend a week in your little appartment - I really whish to have "a little home" between the trekking and driving - and Neydo does not make me happy somehow, I feel that I am not supposed or able to calm down here...
I really hope not to be to spontaneous! Since I am doing all of this for the first time I am always trying to find the best way and hope that you understand my insecurity!
I would be releaved to hear from you, best way is E-Mail and hope that your studio and the cooking-ability is still available!
Best regards,
M. W.”


Und so hüpfe ich am Samstagmorgen in den randvollen Bus, welcher durch den strömenden Regen in Richtung Pharping tuckert. Ich bin schmutzig, nass und ziemlich verzweifelt - und so geht es offenbar auch dem Bus, denn er braucht etwa 5 min um sich erst einmal aus dem Schlammloch zu befreien. Meine Flip Flops sind matschig und schmutzig, als ich endlich, mithilfe zweier Mädchen, zum Swiss Family Hotel gelange, welches verborgen zwischen Hühnerställen, Wald und Hüttchen als eine Art Burg (es erinnert sehr an Bibi Blocksberg, Ottfried Preussler oder Hagrids Hütte!) herausragt. Ich trete durch ein schwarzes, eisernes Gartentor ein, klopfe an die Pforte, drehe schlussendlich um und frage nach (die Nachbarn verstehen noch nicht einmal das Wort "english"), dann drehe ich nochmals um und finde in den Büschen eine Klingel. Ein Junges Mädchen macht mir auf. "You want to speak to Stephan?" Ja, bitte... ich klettere hinter dem Mädchen eine Eisenleiter aussen am Haus hoch, welche umspirnt von Efeu an den rostroten Bachsteinen hochführt.
Oben steht ein Mann, vielleicht Sechzig Jahre alt, mit weissen Haaren welche er zu einem Pferdeschwänzchen zusammengebunden hat. Er trägt ein weisses Leinenhemd und hat eine Gebetskette in der Hand, offenbar zeremonierte er gerade. "Hi", zittere ich. "I have a problem, do you speak english? I am from Europe"
Ich bin so erschöpft...
"English, Deutsch was auch immer du willst!" Uff...
"Oder bäärndütsch!", sagt er plötzlich und da bin ich so erleichtert, dass ich die gesamte Story, welche ich gestern Abend spät schon als Mail geschrieben hatte, nochmals herunterrattere. Dass Neydo einfach nicht geht...- so viel kriegt er mit.
"Schaust echt fertig aus, komm doch auf nen Tee rein!"
Ich tapse ihm barfuss hinterher ins Haus. Er zeigt mir die kleinen Studios mit allem, was man zum Single-, Schreib- und Leseleben braucht und bietet mir alle zum gleichen Preis (26000 Rupien) an, auch die gösseren, er habe momentan keine Leute hier. Seine eine (von vier) Tochter habe auch gerade Matura gemacht, sei jetzt in Japan. Auf dem Weg in die Familienküche kommen wir an einem Wurf junger Katzen, zwei deutschen Doggen und deren Welpen vorbei, ich sage immer nur "Wow" und als die eine Dogge mich begrüsst - also um einen Meter überragt - ist er erfreut dass ich nicht erschrecke sondern den Schlabbergruss grossherzig erwiedere. Als wir durch die Gänge und Zimmern wandern kommt mir der exakt passende Ausdruck für diesen Ort in den Sinn: Fuchsbau. Das ist ein Weasly-Fuchsbau!
"Du kannst heute schon kommen", sagt Stephan. Ich solle einfach Bescheid sagen, dass sie mir mit dem Gepäck durch die Gärten und Hühnerställe helfen können! Kochen kann ich alleine oben, sagt er, oder aber wenn ich wolle alle Mahlzeiten mit ihnen essen! Er habe auch schon Leute gehabt, welche das Neydo verlassen hätten und bei ihnen eingezogen seien.
Froh verabschiede ich mich von ihm und seiner Frau, Pasang, und schaue noch kurz nach, was Pharping bietet. Zum Leben findet man Sachen, es gibt Nudeln, Reis und Dosen - und plötzlich bin ich froh, dass das Frühstück von der Familie gemacht wird, als ich das verschimmelte, abgepackte Brot sehe...
Danach platsche ich weiter zu einem Bus und werde das erste Mal richtig wütend auf die Nepali, denn keiner sagt mir, wie versprochen, wenn die Haltestelle Bhanjyang erreicht ist. Also tuckere ich nichtsahnend in die Wälder nach oben und als ich nach monastery Neydo frage, lachen die Umstehenden. Wollen die mich verarschen?, denke ich genervt und pfeife die mir am nächsten stehenden Jungs an: " You can't understand any english word, do you!?" Damit verstosse ich gegen alle buddhistischen Regeln: ich habe sie beleidigt und unterschätzt. Doch da sie weiter grinsen ist es mir völlig egal, ich bin wütend! Wütend zu sein braucht Kraft, doch die habe ich nach der "swiss family" wieder! Ich entscheide, ins Neydo zu fahren, dort weissen Toast (bald kann ich endlich selber!!!) mit Honig und Butter (was kochen können sie nicht ohne Anmeldung...) zu essen und dann an der Reception meine Abreise noch am selben Nachmittag anzukündigen!
Beschriebenes Strassenfleisch...

Pharping "Time Square"


Stupa putzen...
Neydo Monastery - ich will es nicht schlecht reden! Das Hotel, Personal und Service laden zum Besuch ein, für mich aber nicht zum Bleiben, Ruhe finden und Runterkommen. Mein Befinden soll jedoch niemanden je davon abhalten, Neydo zu besuchen und hier zu verweilen! 

Aussicht von Neydo nach Pharping

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