Sonntag, 6. August 2017

tibetische Nomaden Mustangs

Blogreihenfolge von unten nach oben! Allenfalls also erst einmal runterscrollen ☺

5:45: wir steigen zu Sechst in einen Jeep und machen uns auf, querfeldein, hoch in den Norden zu den tibet. Nomaden, welche inmitten von Yak-Herden wild leben. Nachdem wir einigen Frauen beim frühen Melken der Kühe zugesehen haben gehen wir mit ihnen, die die heisse Yak-Milch in die Jurte (viele von ihnen leben heute jedoch in einem Zelt aus Plastik) tragen und setzen uns um den Herd, wo es herrlich warm ist nach den draussen herrschenden 4330Meter-Temperaturen... Das Feuer unter der kochenden Milch und dem quarkartigen Stampf, welcher aussieht wie Ricotta (und auch so schmeckt!) wird natürlich geheizt mit dem Dung ihrer Ziegen und Yaks. Immer, wenn die Frau eine Ladung nachkippt sprüht es auf alle Seiten und der Rauch nimmt einen beissigen Geruch an. Neben mir sitzt eine alte Nomadin um die 60, welche in einem Ziegenhautbeutel den Buttertee schüttelt. Dieser muss, damit sich die Inhalte nicht gleich vom Wasser trennen, ziemlich gut vermischt werden, Andreas sagte, es habe heutzutage schon Bindemittel drin. Die Oma hat kaum Zähne mehr und so braucht sie ewig für einen der Kekse, welche wir zum Essen mitgebracht haben. Es ist üblich, dass man den Nomaden Geschenke mitbringt und zum Glück hatte Andreas von Zuhause noch einige Riegel, fruitsticks und Schokolade für sie dabei.
Im Heimweh und grossen Selbstzweifeln bin ich am Morgen aufgestanden, Kopfschmerzen, Erkältung... doch als ich neben der Nomadin am Herd sitze ist plötzlich alles in Ordnung. Es ist gut. Ich lausche dem rhythmischen Platschen aus dem Ziegenbeutel und schliesse kurz die Augen. Man kann mit SO WENIG leben. Mit einer Herde Yaks, Ziegen und einem Hund. Die Kinder, schmutzig, laufen mit Pantoffeln umher, ein Mädchen ist kurzärmlig. Die Männer tragen neuen Dung herein, wärend die Nomadin, welche nicht viel älter als ich sein kann, uns mit Buttertee bedient. Ich mag die Brühe echt nicht, ich verabscheue den salzig-fettigen Nachgeschmack, welchen sie auf den Lippen hinterlässt! Dennoch trinke ich einen grossen Schluck, denn die Nomadin steht immer noch vor mir - es ist gebräuchlich dass gleich nachgeschenkt wird sobald man getrunken hat und nicht erst wenn der Becher leer ist!
Nach dem Buttertee ist die Yakmilch heiss und auch wenn der Tee nicht getrunken wurde (er wird dann auf den Boden entsorgt) bekommen wir alle heisse, vollwertige Milch. Das mag ich!, denke ich und geniesse dieses besondere Frühstück. Auch von dem quarkähnlichen Gebilde dürfen wir testen, auch Tsampa wird gemacht und probiert. Chhewang übersetzt schon zum zweiten Mal für mich was die älteren Frauen über mich sagen: "Süss, so Jung!"

Nach ca einer Stunde kommt der letzte Mann/Sohn herein und packt sogleich seinen Rucksack. Er wird die Yaks und die Ziegen nach der Melkerei noch etwas weiter treiben und hüten, damit sie grasen können. Die Mutter/Frau (es ist unheimlich schwer, das Alter von Einheimischen zu schätzen - meistens sind sie jünger als sie aussehen!) giesst ihm in eine Trinkflasche einen milchigweissen Brei - ich kann es aber nicht erkennen (nepali speciality^^).
In den Schmuddeligen Rucksack kommt ausserdem - ich lächle - ein altes GEO-Heft.
Nach einer guten Stunde gehen wir wieder nach draussen, wo es nun, da keine Tiere mehr da sind, unheimlich still ist im Nebel. Fein nieselt es - und Andreas packt mir seine Mütze auf den Kopf.
Wir laufen durch die schmutzigen Wiesen zu einer nächsten Behausung und werden auch da gleich wieder als Gäste reingebeten. Wie zuvorkommend sie abchecken, ob die Tassen sauber sind.....
Danach bedanken und verabschieden wir uns mit aneinandergelegten Händen und geneigtem Kopf - sie kommen mit uns raus und es rührt mich, als die zwei Jüngsten Mädchen ein Foto mit mir wollen...
Mittags kamen wir wieder einmal in den Genuss vegetarischer Momos, echt ne "lässige" Speise! Ich habe, der Erkältung zuliebe, mich mit grüner Chillisauce vergnügt..;)
Nachmittags dann in der Stadt (wie komisch das klingt, da man sie doch in 15' umwandert hat!) eine spannende Klostertour mit Chhewang, welcher seinen Geburtsort so spürbar liebt: Chode (eine Gompa, heute Wohnort der Mönche und Lamas mit einer Schule, wo wir in die Klassenzimmer die jungen Mönche - ich nenne sie immer 'Minimönche' weil sie so klein sind), Jampa (das älteste Sakya-Kloster in Lo mit einer zweistöckigen Buddhastatue und wunderschönen alten Mandalas), die Thupchen Gompa (wessen alte Säulen erstmals aus dem nahen Tibet kommen und nicht mühsam durch den Mustang hochtransportiert werden mussten). Letztere war besonders eindrücklich denn dort werden momentan die alten, verrauchten und vom Beben zerschundenen Wandzeichnungen von jungen Frauen restauriert. "When the monks can use the monstery, they will protect it again".
In Chhewangs Augen Tränen in der Halle, im Anblick all der reparierenden, malenden Frauen und Mädchen...
Eine Meldung zum Juliabschluss noch: in Kathmandu werde ich Patin eines kleinen Jungen werden, der den gleichen Namen trägt wie der Dalai Lama: Tensing! ♡
Er ist der Neffe Chhewangs, als dieser hörte dass ich interessiert wäre an einer Patenschaft redete er mit seiner Schwester. Ich werde Tensing bei unserer Rückkehr nach Kathmandu treffen, zusammen mit seiner Mutter. Nachdem ich auf der Teppichbank mit Chhewang über all das redete nimmt er mich in den Arm und ist richtig dankbar!
Der Ausblick auf den kleinen Jungen lässt die Regenwolken über den Bergen des etwas traurigen Tages sich etwas lichten - ich freue mich auf ihn! 👼  
 Morgens, 6:30 Uhr: Yaks und Ziegen werden gemolken!

 Im Morgennebel auf ca 4400m: die Herden der Nomaden!

Buttertee

 Unsere mitgebrachten Kekse

Tsampa:
Geröstete und gemahlene Gerste
Etwas Zucker dazu
Butter
Gemahlene Haferflocken
Buttertee darüber, dann wird alles mit den Händen vermatscht und so gegessen.
Fazit: schmeckt viel leckerer als es tönt!!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen